Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 24. (1971)

ŽONTAR, Josef: Michael Černović, Geheimagent Ferdinands I. und Maximilians II., und seine Berichterstattung

206 Josef 2ontar Franz von Guise die Hugenotten besiegt und Condé gefangen genommen habe. Letzterer ersuchte angeblich den Sultan, ihm mit der Flotte zu helfen, wofür er bereit wäre, Marseille zu übergeben 252). Besondere Aufmerksamkeit schenkte man im osmanischen Reiche dem in Persien weilenden Prinzen Bajesid. Durch Spione wußte man im Jänner 1560, daß der Schah den Soldaten des Prinzen den Sold für sechs Monate ge­währte und auch Bajesid und seinen Söhnen große Geschenke machte. Der Prinz hatte sich an den Statthalter von Babylon gewandt, und weil ihm dieser antwortete, wurde er abgesetzt 25S). Anfang Februar erfuhr man, daß ein per­sischer Gesandter auf dem Wege zur Pforte in Erserum angekommen sei. Man glaubte in Konstantinopel, der Großherr wolle dem Perserkönig territoriale oder finanzielle Zugeständnisse machen, damit ihm der Prinz mit seinen Söhnen ausgeliefert werde, andernfalls werde der Sultan mit ganzer Macht in Persien einbrechen. Der Großherr sandte Geschenke und Geld den Sandschak-begs an der persischen Grenze und trug ihnen auf, bereit zu sein. Dieser Umstand sollte auch auf den ankommenden persischen Gesandten einwirken und dem Schah bekannt werden. Der Sultan begab sich darauf auf die Jagd und befahl, ihn bei seiner Rückkehr nach Ankunft des Persers mit größtem Pomp zu empfan­gen * 254). Der persische Gesandte langte am 26. Februar mit einem Gefolge von 150 Personen in der türkischen Hauptstadt an. Zehn Tagesreisen von Konstan­tinopel entfernt verschwand der Sekretär des Gesandten in einem öffentlichen Bade (Hamam). Wie der Schatzmeister des Großwesirs erzählte, sei derselbe im Aufträge des Sultan geraubt, gefoltert und dann wohl getötet worden 256 257 *). Der Großherr kehrte am 21. März zurück und empfing den Gesandten, der schöne Geschenke und ein Schreiben des Perserkönigs überreichte 256). Mitte Mai mel­dete der Pascha von Wan, der Schah habe Bajesid und seine Söhne gefangen nehmen und die türkischen Soldaten töten lassen 25V). Die Spione konnten nicht erfahren, was mit dem Prinzen und seinen Söhnen geschah, weil nach der Rückkehr des persischen Gesandten alle Grenzpässe besetzt wurden und nie­mand herein- oder hinausgelangen konnte. Auch der geheime persische Agent, mit dem Öernovic Gespräche geführt hatte, verschwand aus Konstantino­pel 258). In seiner trostlosen Lage versuchte Bajesid durch Gesandte mit dem Eunuchen Mahmud-aga, dem Hofmeister der Gemahlin des Großwesirs, in Ver­bindung zu treten. Doch wurden die Boten festgenommen und verschwan­den 259). cernovic erfuhr von seinem Freunde, dem Schatzmeister, daß der älteste Sohn Bajesids sein trauriges Schicksal ahnte. Er wünschte, zu einem christlichen Herrscher zu flüchten, weil sie der Schah entweder ermorden oder für eine große Geldsumme dem Sultan ausliefern werde. Damals fragte der Großwesir den französischen Agenten, ob der Kaiser oder der spanische König beim Schah einen Gesandten oder diplomatischen Agenten unterhalte und ob zwischen ihnen Freundschaft bestehe. Dem Franzosen war aber davon nichts bekannt. Jedenfalls glaubte der Großwesir, daß Ferdinand oder Philipp II. diese Gelegenheit benützen und ein Bündnis mit dem Perserkönig schließen könnten. Auch Öernovic meinte, daß man durch Verhandlungen für Geld einige Söhne Bajesids bekommen könnte. 252) 15 63 März 3: Turcica 17. 253) 15 60 Jänner 26: Turcica 14. 264) 15 60 Februar 13 und 25, ebenda. 255) 15 60 März 17, ebenda. 266) 1560 April 2, ebenda. 257) 1560 Mai 23, ebenda. 25S) 1560 Juni 20, Juli 12, ebenda. 259) 1560 August 29, ebenda.

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