Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

OBERMANN, Karl: Unveröffentlichte Schriftstücke Metternichs vom Sommer 1845 über deutsche Angelegenheiten

Unveröffentlichte Schriftstücke Metternichs vom Sommer 1845 389 In seiner Metternich-Biographie beschränkte sich jedoch Heinrich Rit­ter von Srbik darauf, lediglich von „einer langen Unterredung“ zwischen Metternich und dem preußischen König aus Anlaß des Besuchs der eng­lischen Königin und des belgischen Königspaares auf Schloß Stolzenfels am Rhein zu berichten. Von dieser Unterredung habe Metternich auch keine Erfolge erwartet 4). Als Quelle dienten Srbik die Schriftstücke, die der Sohn des Staatskanzlers, Fürst Richard Metternich-Winneburg, aus den nachgelassenen Papieren veröffentlicht hat. Des Staatskanzlers Be­richt für den Erzherzog Ludwig vom 20. August 1845 über den Besuch auf Stolzenfels am Rhein schildert kurz den Ablauf der Festlichkeiten. Die gespannte Lage wird mit den Worten angedeutet: „Alles forscht nach dem, was die nächste Zukunft bieten dürfte, und Niemand sieht ihr mit Vertrauen entgegen. Unter der Last dieser Stimmung steht selbst der König“ 5). Die beigefügten eigenhändigen Aufzeichnungen des Staatskanzlers über seine Zusammenkunft mit dem preußischen König beschränken sich auf die Wiedergabe der wichtigsten Bemerkungen der zweistündigen Unterhaltung, vor allem zur Frage, wie die Vereinigung der preußischen Provinzialstände zu Reichsständen bzw. zu einem Vereinigten Landtag ver­hindert werden könne 6). Außerdem berichtete Metternich während seines Aufenthalts auf Schloß Johannisberg dem Erzherzog Ludwig am 22. August 1845 über die Unruhen in Leipzig vom 12. August 1845 7). Dieser Bericht weist aber auch darauf hin, daß der preußische König und der preußische Außenminister General Freiherr v. Canitz beabsich­tigten, in Frankfurt a. M. mit dem Bundestags-Präsidenten, dem öster­reichischen Grafen Münch, im Zusammenhang mit den Ereignissen in Leipzig über Schritte des Bundes „zur Erhaltung der Ruhe in Deutsch­land“ zu verhandeln. Der Staatskanzler erwähnt, daß er ebenfalls vor­habe, mit Graf Münch zu sprechen, „um diesen Gegenstand in die reifste Überlegung mit ihm zu nehmen und in die rechte Form zu bringen.“ Überhaupt betrachtete Metternich selbst seinen Aufenthalt auf Schloß Johannisberg „mitten in der Bewegung und unter den Fürsten wie neben dem Bundestage als eine glückliche Fügung“. Er betonte: Sollte meine Gegenwart dahier keine andere Wirkung haben, als den deutschen Re­4) Vgl. Heinrich Ritter von Srbik Metternich, der Staatsmann und der Mensch 2 (unveränderter fotomechanischer Nachdruck der 1. Auflage von 1925, München 1957) 95. s) Aus Metternich’s nachgelassenen Papieren. Herausgegeben von dem Sohne des Staatskanzlers Fürsten Richard Metternich-Winneburg. Ge­ordnet und zusammengestellt von Alfons v. Klinkowström. Autorisierte deutsche Original-Ausgabe, 7 (Wien 1883) 125. «) Vgl. ebenda 127—134. 7) Vgl. ebenda 134—137.

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