Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

156 Ronald E. Coons erfreute, förderte 31). Im September hegte Edlmann noch ernstere Zwei­fel, als er dem Lloyd erklärte, daß der exzentrische Engländer zwei Haupt­ziele verfolge: erstens, seinen früheren Erfolg, nämlich die Einrichtung der Überlandroute nach Ägypten, zu wiederholen, und zweitens, „den Franzosen, die ihn abscheulich und undankbar behandelt haben, eine ordentliche Nase zu drehen“ 32). Waghorns Haß gegen Frankreich hinderte ihn daran, die Situation realistisch zu beurteilen. Als im Herbst 1842 die englische Regierung darin einwilligte, ihn quer durch Europa zu schicken, um die vorgeschlagene Route zu überprüfen, übertrieb Waghorn die Wichtigkeit der Entscheidung Edlmann gegenüber in seiner charak­teristischen Art durch die Worte: . I have orders and carte blanche to beat the French, and I shall beat them“. „Dabei“, berichtete der über­raschte Edlmann, „tanzte er wie eine Rackette in dem Zimmer herum, denn er glorirt seinen Plan durchgesetzt zu haben..33). Tatsächlich aber konnte Waghorn keinen besonderen Erfolg verzeichnen; die eng­lischen Beamten hatten sich einfach entschlossen, notwendige Informatio­nen über den postalischen Verkehr auf dem Kontinent zu erhalten34). Waghorns eigenartige Persönlichkeit machte es den Österreichern schwer, Phantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden. Das dritte Problem, dem die österreichische Regierung gegenüber­stand, war der englische Widerstand gegen die Verschickung amtlicher Depeschen mit österreichischen Dampfschiffen35). Da die Schiffe des Lloyd aber noch nicht in Alexandria einliefen, schien die Frage, ob öster­reichische oder englische Schiffe die Post befördern sollten, akademischer Natur. Sie war es aber nicht. Denn der Lloyd hoffte, die sofortige Aus­dehnung seiner Operationen auf Grund der Einnahmengewinne aus dem Postvertrag mit England und aus dem Passagier- und Warentransport zwischen Europa und Ägypten, für den man in der Folge die Verschif­fung von Triest wählen würde, finanzieren zu können. In der Tat gab es kühne Träume, den Hafen als Hauptumschlagsplatz für Reise und Handel zwischen Europa und dem Fernen Osten einzurichten. Für die Direktoren des Lloyd stand von Anfang an fest, daß österreichische Schiffe die Indische Post nach Alexandria befördern müßten; wenn nicht, würden sich fremde Schiffe darum bemühen, den Liniendienst, den Öster­reich nicht durchführen könne, zu unterhalten, und damit wären die Aus­sichten des Lloyd auf eine glänzende Zukunft zunichte gemacht. Die Grün­de des Lloyd zeigten eine wichtige Tatsache auf, und die Regierung mußte si) Ebenda. sä) Edlmann an Regensdorff, 12. September 1842: FA 6847/pp ex 1842. 33) Ebenda. 34) Vgl. Edlmann an Regensdorff, 6. Oktober 1842: FA 7460/pp ex 1842. 35) Das war von der allerersten Unterredung zwischen Sorell und dem Lloyd im Jahre 1842 klar; vgl. Sorell an Foreign Office, 23. April 1842: F. O. 7/306.

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