Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

COONS, Ronald E.: Das Dampfschiff als diplomatisches Mittel: Österreich und die englisch-ostindische Post 1842–1848

154 Ronald E. Coons fein zu begegnen, aber schließlich scheiterten sie; im entscheidenden Moment stimmten er und sein Ministerium für die Franzosen 26). Wichtiger noch als die Einstellung des Finanzministeriums war der Entschluß von entscheidenden Beamten im Außenministerium, an deren Spitze Lord Aberdeen und Edmund Hammond (Leiter der orientalischen Abteilung), die freundschaftlichen Beziehungen mit Frankreich aufrecht­zuerhalten. Edlmann schiebt später die Hauptschuld auf Hammond, „der“, fügt er hinzu, „ganz für das französische Interesse sich zeigt, und bei der großen Vorsicht, wenn nicht Furchtsamkeit des Lord Aberdeen, gro­ßen Einfluß zu haben scheint“ 27). Edlmann war allerdings den Gescheh­nissen zu nahe, um sie in einen größeren Rahmen einzuordnen. Es ist hier unmöglich, die englisch-französischen Beziehungen während der 40er Jahre zu diskutieren, und es wird die Feststellung von R. W. Seton- Watson genügen müssen, daß Aberdeen vor allem daran interessiert war: „die Entente Cordiale, (durch) Beseitigen der Gründe des Mißtrauens (zwischen England und Frankreich) wiederherzustellen, ohne jedoch die freundschaftlichen Bande mit anderen Ländern zu lösen, oder in keine, wie immer geartete Abhängigkeit von Paris zu kommen“ 28). Es ist daher nicht notwendig, Hammond zu einer „grauen Eminenz“ zu machen und ihn für Aberdeens Bevorzugung der Postroute durch Frankreich zu beschuldigen. Es ist wahrscheinlicher, daß Aberdeen 1842 gerechtfertigte Ursache zur Unzufriedenheit mit der Postroute durch Frankreich hatte und Sorell beauftragte, den Lloyd auszuhorchen, um diejenigen im Kabi­nett zu besänftigen, die Triest bevorzugten, und um eine veränderte Route vorzubereiten, falls die Franzosen weiterhin die britischen Kuriere behindern sollten. Die nachfolgenden Verhandlungen verstärkten die österreichischen Hoffnungen, tatsächlich aber war Aberdeen entschlossen, falls überhaupt möglich, die Verbindungen mit Frankreich zu verbessern und nicht zu zerstören. Falls Paris dazu gebracht werden könnte, sein Benehmen zu ändern, würde das Außenministerium allen Grund dazu haben, seinen Einfluß in bezug auf Marseille zu nützen. Genau das geschah. Daher irrte Österreich in der Annahme, daß England zu einem Wechsel verpflichtet wäre. Die Regierung erwog eher einen Wechsel der Postroute, um sich die Bewegungsfreiheit zu erhalten. Die zweite Schwierigkeit, mit der die österreichische Regierung kon­frontiert wurde, war keine Frage eines Erlasses oder eine Politik, sondern die einer Persönlichkeit. Unglücklich war für die österreichische Regie­rung die Verwendung von Leutnant Thomas Waghorn als Vermittler der 2«) Metternich an Kübeck, 26. Mai 1843: FA 4630/pp ex 1843. 2’) Edlmann an Hummelauer, 15. April 1843: FA 4630/pp ex 1843. 28) R. W. Seton-Watson Britain in Europe: 1789—1914 (Cambridge 1937) 229—230; vgl. dazu A. B. Cunningham Peel, Aberdeen and the Entente Cordiale in Bulletin of the Institute of Historical Research 30 (1957) 189—206.

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