Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 23. (1970)

GARMS-CORNIDES, Elisabeth: Marginalien des 18. Jahrhunderts zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian

Marginalien des 18. Jhdts. zu zwei Biographien des Grafen Karl Firmian 139 fleißige Sperges, sei „il ministero di Napoli un ozio letterario, bastando per il servizio della Corte di Vienna un pajo lettere al mese sulié novitá del paese“ 51). Energisch tritt Sperges den sowohl von Villa wie von Arco vorge­brachten Vermutungen über eine politische Mission Firmians in Rom entgegen. Wohl hatte sich dieser auf der Reise nach Neapel sowie bei seiner Rückkehr dort aufgehalten und war auch vom Papst empfangen worden. Doch sei — so argumentiert Sperges — der völlige Mangel eines Resultats oder einschlägiger Archivalien wohl der sicherste Beweis dafür, daß er keine offiziellen und wichtigen Verhandlungen geführt habe. Oder sollten sie gar so geheim gewesen sein, daß sie keinerlei Spuren hinter­lassen hätten52)? Im übrigen schätzt Sperges die diplomatischen Fähig­keiten Firmians, der in seiner Wiener Zeit als „probo, dotto e assiduo nell’applicazione“ immerhin „assai“ von Bartenstein geschätzt worden war53), nicht allzuhoch ein: „Altro é conversare e ragionare cogli eruditi, altro trattare co’ ministri politici e negoziare“ 54). Der Verfasser dieses Sinnspruchs, so spürt der Leser, beherrschte beide Künste. Sperges’ Marginalien zu Firmians Tätigkeit in Mailand sind nicht nur die zahlreichsten, sondern zweifellos auch die wichtigsten: spricht doch der Leiter des Dipartimento d’Italia aus seiner persönlichen Erfahrung im schriftlichen und persönlichen Umgang mit dem Bevollmächtigten in der Lombardei. Wir wollen kurz zusammenfassen, worum es Sperges bei diesem Teil seiner Notizen geht: sein Hauptanliegen, das wurde schon gesagt, war die Sorge, Außenstehende könnten die Verdienste des Diparti­mento d’Italia um die Reformen in der Lombardei geringer ansetzen als die des Grafen Firmian. Immer wieder insistiert Sperges darauf, daß die Initiativen von Wien ausgegangen seien, wofür man jede Menge von Akten als Belege vorzeigen könnte. Firmian habe immer nur verzögernd und verlangsamend gewirkt: „I forestieri, e chi non vede l’andamento degli affari, né conosce le ruote motrici della macchina, devono attribuir tutto al genio del Co. Firmian, come opera sua. Ma le carte deli’ archivio fanno si) M/A r c o Elogio 29. 52) M/V i 11 a Vita 19; M/A r c o Elogio 32. Tatsächlich führte, was Sperges offenbar nicht wußte, Firmian 1754 auf dem Weg nach Neapel Gespräche mit dem Papst über den Konflikt zwischen dem König beider Sizilien und dem Malteserorden und ersuchte den Papst um eine Intervention zugunsten der letzteren: Correspondance de Benoit XIV ed. Emile de Heeckeren 2 (Paris 1912) 320 (Brief an den Kardinal de Tencin). **) M/A reo Elogio 25. 54) M/A reo Elogio 31. Ähnlich bezüglich der praktischen Anwendung histo­rischer Kenntnisse M/V i 11 a 35; „in privatis colloquiis majorem ostendit histo­riae Insubriae peritiam quam in re publica gerendae: raro certe illa usus fuit in suis ad aulam epistolis“. In die gleiche Kerbe schlägt die Bemerkung über Firmians Anglomanie: M/V illa Vita 41.

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