Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709-1714. Von Alphonse Sprunck (Luxemburg). Vorwort Die vorliegende Studie ist gedacht als Fortsetzung meiner Abhand­lung über den spanischen Diplomaten Francisco Bernardo de Quiros, die in den drei letzten Bänden der Mitteilungen des Österreichischen Staats­archivs erschienen ist. Wichtige Quellen für die Geschichte des spanischen Erbfolgekrieges in den südlichen Niederlanden sind die Briefe des Grafen Eugéne-Jean- Philippe de Merode-Westerloo und des Offizials der flandrischen Regie­rungskanzlei, Diego Hortiz de la Carrera, der 1708 zum Sekretär des Erzherzogs Karl ernannt worden war. Beide waren mit Quiros seit lan­gen Jahren eng befreundet; Merode-Westerloo hatte mit ihm schon Kaiser Leopold I. geraten, seinen zweiten Sohn Karl noch vor dem Tode des Königs Karl II. von Spanien an den Hof von Madrid zu senden. Beide Männer verfügten auch über wichtige Beziehungen zu den Regierungen von England und Holland und ihren Verwaltungsbehörden, die sich nach der Schlacht bei Ramillies, am 23. Juni 1706, die Herrschaft über die katholischen Niederlande angemaßt hatten, ohne auf Erzherzog Karl, der im fernen Katalonien weilte, die mindeste Rücksicht zu nehmen. Als eigentlicher Nachfolger von Quiros in seiner Stellung als Vertrauensmann dieses Fürsten kann Hortiz gelten, der sich in seinen Briefen als treuer, fleißiger und gewissenhafter Diener des Hauses Österreich zeigt. Viel schärfer und ausgeprägter tritt hervor der Charakter des Grafen Merode-Westerloo, der einer alten Brabanter Adelsfamilie entstammte, und dessen Vorfahren schon den Habsburgern wertvolle Dienste geleistet hatten. Als solcher fühlte er sich berufen, die Männer und die Ereignisse seiner Zeit von einem rein persönlichen Standpunkt aus zu beurteilen und meistens zu tadeln, was er in seinen späteren Jahren in seinen Me­moiren, die häufig an die von Saint-Simon erinnern, sehr gerne getan hat. Gerade seine Entfernung von jeder offiziellen Stellung erlaubte ihm, die Lage in seinem Heimatlande freier zu beurteilen; trotzdem er in seinen jungen Jahren einen großen Teil der spanischen Monarchie gesehen hatte, Mitteilungen, Band 21 1

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