Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

2 Alphonse Sprunck sah er dieses als den Mittelpunkt aller wichtigen Ereignisse an, deren Zeuge er war. Die meisten Briefe dieser beiden Männer sind gerichtet an den Frei­herrn Wilhelm Kellers, der nach Madrid gekommen war als Nachfolger Zinzerlings, des Sekretärs des kaiserlichen Gesandten. Er hatte eine Katalonierin geheiratet. Sein Nachfolger wurde András Kurz, mit dem Merode-Westerloo keinerlei Korrespondenz unterhielt. Persönliche Freundschaft unterhielt dieser zum Erzbischof von Valencia, Folch de Cardona, einem früheren Franziskaner, der zuerst ganz scharf gegen Erz­herzog Karl Partei ergriffen hatte1). Dieser weilte in Brüssel im No­vember 1707 und im Dezember 1713, bevor er von dort nach Wien reiste. Die Briefe, die Merode-Westerloo an ihn richtete, sind in einem familiären, manchmal scherzhaften Tone geschrieben und wurden wahrscheinlich von ihm selbst aus dem Spanischen ins Französische übersetzt. Häufig erklärt er in ihnen seinen Widerwillen gegen weitere Teilnahme an Regierungs­geschäften und seine Absicht, sich auf seine Güter zurückzuziehen und Kohl zu pflanzen. Ein anderer Korrespondent Merode-Westerloos war Ramón Villana Perlas, Marqués de Rialp, der sich in Barcelona noch vor dem Einzug Erzherzog Karls für diesen erklärt hatte 2). Später genoß er in Wien von allen Mitgliedern des flandrischen Rates am meisten das Vertrauen des Kaisers. Merode-Westerloo und Hortiz waren persönlich miteinander be­kannt. Während der Brabanter sehr selbstbewußt auftrat, für seine Ver­dienste wichtige Ämter wie das eines Gouverneurs des Herzogtums Luxemburg beanspruchte und in seinen Briefen seine Feindschaft gegen den Prinzen Eugen und Marlborough ganz offen zeigte, war Hortiz der getreue und gewissenhafte Kanzleibeamte, der vor dem Kriege 12 Jahre lang in Spanien und 18 Jahre in den katholischen Niederlanden dem Hause Österreich gute Dienste geleistet hatte. Mit der versprochenen Be­zahlung für seine Arbeit hätte er sich begnügt, ohne ein höheres Amt zu verlangen; wie Quiros war er beständig auf die finanzielle Unter­stützung von Freunden angewiesen, die ihre Anhänglichkeit an Öster­reich durch diese Hilfe für einen seiner treuen Diener zeigen wollten. Viele der Berichte der beiden Männer an Kellers, Kurz und Cardona sind Ratschläge, die auf diesem Wege dem Erzherzog und späteren Kaiser ') Cardona wurde Obersthofmeister der Kaiserin nach der Rückkehr Erz­herzog Karls von Barcelona nach Wien. Als Präsident des flandrischen Rates war er Anführer der spanischen Partei am kaiserlichen Hofe. Braubach, 4. Band, S. 199 f., Arneth, 3. Band S. 16 und 107. Merode-Westerloo hat in seinen Memoiren, 2. Band, S. 174 ein wenig schmeichelhaftes Bild von ihm entworfen. 2) Rialp wurde später im flandrischen Rat zugleich mit Kurz mit der Lei­tung der wichtigsten Angelegenheiten der niederländischen Provinzen betraut. Arneth, ibidem, S. 51, 55 und 108, Braubach, ibidem, S. 21—25. Vom Werk Braubachs ist der fünfte Band ausschließlich der Tätigkeit des Prinzen Eugen als Staatsmann gewidmet.

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