Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

426 Masaki Miyake „Anschließend ging Außenminister, der das Gespräch in überaus herz­lichem Ton führte, zu allgemeinen Fragen deutsch-japanischen Verhält­nisses über und fragte insbesondere, welche Haltung Deutschland voraus­sichtlich zu bekannten wirtschaftlichen Groß-Raum-Plänen Japans in Ost­asien einnehmen werde. Ich verhielt mich den Ausführungen gegenüber rezeptiv und erklärte, daß deutsche Stellungnahme nur möglich, wenn Japan konkreten Plan vorlege, der Deutschland greifbare, wertvolle Vor­teile garantieren müßte. Außenminister anerkannte Berechtigung dieses Standpunktes ... Matsuoka bat mich, Reichsaußenminister mitzuteilen, daß er schon seit Japans Austritt aus dem Völkerbund Standpunkt vertre­ten habe, daß dauernde Selbstisolierung Japans unmöglich und deshalb Anlehnung an Deutschland einzig gegebener Weg; er freue sich daher, jetzt als Außenminister diesen Gedanken verwirklichen zu können. Aus­drückte Wunsch, mit mir ständig engsten Kontakt zu halten. Ich ließ Außenminister keinen Zweifel darüber, daß Japan vieles nach­holen müsse, um erst einzig und allein Zustand wirklich wohlwollender Neutralität gegenüber Deutschland herzustellen“ 43). Wenn wir uns diese negative und ungenügende Berichterstattung des deutschen Botschafters vor Augen halten, scheint die Haltung Matsuokas diesem Zusammentreffen gegenüber ganz illusorisch. Dr. Saitö, Matsuo­kas engster Berater, berichtet in seinem Erinnerungswerk: „Die Geschichte, die täuschte, Matsuoka und der Hintergrund des Dreimächtepaktes“ über Matsuoka folgendes: „Kurz nach seiner Ernennung zum Außenminister lud Matsuoka den deutschen Botschafter Ott zu einer Unterredung in das Außenministerium ein und übergab ihm ein Schreiben mit einigen Klauseln, um die Absicht Deutschlands hinsichtlich der japanisch-deutschen Zusammenarbeit zu sondieren und bat um die Antwort der deutschen Regierung. Dies war aber von Matsuoka nicht als Vorbereitung des Dreierpaktes gemeint. Mat­suoka sagte oft zu mir, daß er diese Anfragen an Ott machte, um Deutsch­land zu locken und Amerika, England, Frankreich usw., die alle Japan gegenüber feindlich eingestellt waren, abzulenken. Seither aber beschäf­tigte dieses Schreiben (Questionnaire) seine Gedanken. Matsuoka kam mit Unrecht zu der Auffassung, daß Hitler sowie Ribbentrop auf der Basis dieses Questionnaires für Japan große Hilfsdienste leisten werden. Schließlich war Matsuoka der Meinung, er könne hoffen, den großen Erfolg des Friedensvermittlers zwischen England und Deutschland sein eigen nennen zu können. Einige Tage danach besuchte Matsuoka den Ministerpräsidenten Konoye und sagte zu Konoye: ,Das Konoye-Kabinett muß die Maßnahmen überlegen, um den Krieg zwischen England und Deutschland zu beenden. Es ist unnötig, über das deutsch-japanichse 43) Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918—1945, aus dem Archiv des deutschen auswärtigen Amts, Frankfurt am Main 1963, Serie D., Bd. 10., S. 323.

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