Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

MIYAKE, Masaki: Die Achse Berlin – Rom – Tokio im Spiegel der japanischen Quellen

420 Masaki Miyake (2) Verteidung Matsuokas durch Saitő und Öhashi Auf der anderen Seite wollen zwei Autoren, die neben Konoye mit Matsuoka am meisten zu tun hatten, diesen auf Grund der persönlichen Erfahrungen verteidigen. Ernannt von dem Ministerpräsidenten Konoye zum Außenminister am 15. 7. 1940, noch vor dem Zustandekommen des zweiten Konoye-Kabinetts, bestimmte Matsuoka seinerseits am 28. 8. 1940 zwei Diplomaten zu seinen offiziellen Beratern. Diese waren Dr. jur. Ryőei Saitő (in Urkunden oft auch Yoshie Saitő genannt) und Toshio Shiratori. Es ist allgemein bekannt, daß die Nominierung Shiratoris, eines überzeugten Befürworters des Drei­mächtepaktes und Botschafters in Rom in der Zeit vom 9. 12. 1938 und dem 14. 9. 1939, ganz formeller Natur war und daß Matsuoka selten oder gar nichts mit Shiratori während seiner Amtszeit besprach. Es war ausschließlich und allein Saitő, mit dem Matsuoka sehr viele wichtige Gespräche führte. Weil Matsouka außer kurzen Erklärun­gen vor dem Tokioter Militärgerichtshof in englischer Sprache keine Memoiren und Aufzeichnungen hinterließ, ganz im Gegensatz zu Konoye, kann Saitő als einziger Mann, der die geheime Absicht Matsuokas unter anderem bei seiner Paktierung mit Deutschland und Italien genau kennt, gelten. Saitös Erinnerungswerk über Matsuoka: ,,Die Geschichte, die täuschte, Matsuoka und der Hintergrund des Dreimächtepaktes“ 29) muß man als Informationsquelle große Bedeutung zumessen. Andererseits erüb­rigt es sich festzustellen, daß man dieses Werk sehr kritisch benutzen muß. Trotz der unverkennbaren, stark apologetischen Tendenz ist dieses Werk in vielen subtilen Punkten, worüber keine offiziellen Urkunden Aufschluß geben, außerordentlich informierend. Nach der Karriere als Diplomat verließ Saitő 1927 das Amt des Sektionschefs für Handel und Industrie im Außenministerium, um in der Mandschurei-Bahn AG. eine hohe Stelle zu bekleiden. Saitő arbeitete un­ter Matsuoka, der 1927 von dem Ministerpräsidenten Giichi Tanaka zum Vizepräsidenten der Mandschurei-Bahn AG., einem höchst politischen Unternehmen Japans in der Mandschurei, ernannt wurde. Neben Saitő veröffentlichte Chüichi Öhashi, der Vizeminister für auswärtige Angelegenheiten unter Minister Matsuoka, ebenfalls ein Erin­nerungswerk über Matsuoka: „Wie der Pazifische Krieg entstand, die Wahrheit über Matsuokas Diplomatie“ 30). Es wundert uns nicht, daß auch Öhashi, der von Matsuoka zum Vize­minister ernannt wurde und den Matsuoka schätzte und als den kommen­den Außenminister in einem von Matsuoka geträumten Matsuoka-Kabi- nett sich vorstellte, dieses Buch in stark apologetischer Tendenz verfaßte. 29) Originaltitel: Azamukareta Rekishi, Matsuoka to Sangoku Döméi no Rimen, Tokio 1955. so) Originaltitel: Taiheiyö Sensö Yurai-ki, Matsuoka Gaikö no Shinső, Tokio 1952.

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