Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714
Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 17 gen zwischen den Vertretern der Generalstaaten und denen Ludwigs XIV. dauerten an. Als Vorbedingungen der Holländer wurden genannt: die Übertragung der gesamten spanischen Monarchie an Erzherzog Karl und die Schleifung der Festung Dünkirchen. Aber er hatte aus Mons erfahren, daß nach der Ansicht aller vernünftigen Leute die Generalstaaten seit Monaten die Friedensvorschläge der Franzosen fast ganz angenommen hatten. Nach allen Nachrichten, die er erhalten hatte, war ein Angriff der Verbündeten auf Sizilien dringend notwendig. Mit Pesters, dem Generalintendanten Hollands für die Steuern, hatte Merode-Westerloo einige Tage zuvor eine Unterredung, in der dieser ihm im Vertrauen gesagt hatte, daß die Besprechungen über die Friedensvorschläge des Versailler Hofes jedenfalls schon weit fortgeschritten waren. Eine der intimsten Kreaturen von Bergeyck hatte sich während der Karwoche mit einem holländischen Paß in Brüssel aufgehalten. Merode-Westerloo hatte auch erfahren, daß General Albemarle am Morgen des 21. März auf seinem Tisch einen eigenhändigen Brief des bayrischen Kurfürsten gefunden hatte, und daß Cadogan am selben Morgen nach Leuze, einem Städtchen zwischen Namur und Löwen, gereist war, unter dem Vorwand, über den Austausch von Kriegsgefangenen zu verhandeln. Unterwegs sollte er Emissäre von Bergeyck oder ihn selbst in einem Bauernhause treffen. Durch einen andern geheimen Bericht hatte Merode-Westerloo dasselbe erfahren. Der Friede sollte ausschließlich von Marlborough, Heinsius und Bergeyck geschlossen werden. Über Bergeyck, der schlauer war, als die beiden andern, hatte er zuverlässige Nachricht, er würde nötigenfalls zwölf bis fünfzehn Millionen ausgeben, um Philipp von Anjou einen Teil der spanischen Monarchie zu sichern. Ein solches Mittel würde auf Marlborough wirken und auf den stolzen und anmaßenden Cadogan, die beide zusammen die katholischen Niederlande in unverschämter Weise ausplünderten. Auch ohne ihren Einfluß waren die Generalstaaten zum Frieden geneigt. Merode-Westerloo fürchtete auch, Cadogan würde dem Prinzen Eugen nach seiner Ankunft auf seine Weise Bericht über die Lage in den niederländischen Provinzen erstatten. Aus einem Brief des holländischen Staatssekretärs, den der Vertreter der Generalstaaten in Brüssel Merode-Westerloo gezeigt hatte, ging hervor, daß die Rivalität zwischen den beiden Seemächten sehr groß war. Fürst Eugen Franz Alexander von Thurn und Taxis 16) hatte sein Amt als Generalpostmeister für die spanischen Niederlande für drei Generationen gegen jährliche Bezahlung der Summe von 125 000 Gulden gepachtet. Der Madrider Regierung hatte er mehrere Darlehen gemacht. Nach dem Einfall der Franzosen im Februar 1701 hatte er gegen eine jährliche Rente 16) Franz von Taxis hatte 1516 von Kaiser Maximilian das Amt eines Postmeisters für die Niederlande erhalten. Dessen Nachkomme Eugen Franz Alexander erhielt 1686 von Kaiser Leopold den Rang eines deutschen Reichsfürsten. Wurzbach, Band 45, S. 68. Mitteilungen, Band 21 2