Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

6 Alphonse Sprunck lichen Gesandten im Haag. Diese Papiere wurden Marlborough ausge­händigt, der sie dann Heems übermittelte. Nach einem Brief Merode-Westerloos an Kellers vom 27. Dezem­ber 1708 waren damals Verhandlungen zwischen Ludwig XIV. und den Generalstaaten im Gange3). Merode-Westerloo befürchtete, die Gene­ralstaaten seien bereit, Philipp von Anjou Spanien und Sizilien zu über­lassen, falls Ludwig XIV. sich mit der Grenze der südlichen Niederlande begnügen wolle, die durch den Frieden von Ryswick festgesetzt wor­den war. Der Holländer Baron van Renswoude, der am folgenden Tage nach dem Haag abreisen wollte, um schon vor der Ankunft Marl- boroughs dort zu sein, hatte Merode-Westerloo noch am Abend erklärt, mehr als vorher sei seine Regierung bereit, Frankreich Lille, Menin und andere Festungen, die noch erobert werden könnten, zu überlassen, falls ihr Barriereplätze in den katholischen Niederlanden bewilligt würden. Auch müsse Erzherzog Karl als Herrscher dieser Provinzen den General­staaten Garantien bieten, daß sie gut regiert und verwaltet würden. Im spanischen Gelderland würden die Holländer nur Besatzungsrecht in zwei oder drei Plätzen beanspruchen; die Einkünfte dieses Gebietes wollten sie dem Erzherzog überlassen. In einem Brief vom 28. Februar 1709 an Kellers empfahl Merode- Westerloo dem Erzherzog, zum Nachfolger von Quiros jemand zu er­nennen, der über gute Beziehungen zu den Holländern verfüge; als schwächste der Verbündeten seien die Generalstaaten geneigt, die Frie­densvorschläge Ludwigs XIV. anzunehmen, und Österreich müsse deshalb geschickt und klug mit ihnen umgehen. Man müsse ihnen klar machen, daß die Interessen des Erzherzogs auch die ihres Landes seien und daß jede Schwächung der Monarchie der Habsburger ihnen zum größten Scha­den gereichen würde, sogar ihren vollständigen Ruin verursachen könnte. Unter der Herrschaft des Herzogs von Anjou wäre Spanien nur ein französischer Vasallenstaat; auch von einer teilweisen Überlassung die­ser Monarchie an ihn dürfe keine Rede sein 4). 3) Über diese Verhandlungen, die im August 1708 begannen, Legrelle, S. 461—482, Baudrillart, S. 320—330. — Die 10 Artikel des Friedensplanes wurden veröffentlicht in der Zeitung Clef du Cabinet des Princes de l’Europe (C. C. P. E.), Februar 1709, S. 114. Erzherzog Karl sollte als römischer König anerkannt werden und die Herzogtümer Mailand und Mantua erhalten. In der­selben Nummer erschien auf S. 130 ein Artikel über die Kriegsmüdigkeit der Holländer. 4) „C’est rendre tous frais et peines de cette guerre inutiles quelque mor- ceau qu’on luy donne, c’est non seulement fortifier la France, la dedommager des frais que cette guerre luy a cousté, mais aussy c’es perdre tout, puisque si l’on s’avisoit de luy donner partié de l’Espagne de quelle utilité seroit le reste au Roy qui eloigné de touts secours, qui d’ordinaire ne sont que trop lents debvront venir des Alliez, se verrat accablé touttes les fois, que l’autre voudra par la puissance de la France qui est si fort á portáé avant qu’on ne puisse seulement crier au secours, qui quand merne arriveroient assé á temps,

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