Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)
SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714
4 Alphonse Sprunck Monarchen und dessen Enkel seine Dienste gekündigt. Wie Prinz Eugen war er ein treuer Anhänger des Hauses Österreich geworden, von dem. er nach der Vertreibung der Franzosen und dem Abzug der Engländer und Holländer aus dem ganzen Gebiet seines Heimatlandes Achtung der althergebrachten Rechte seines Adels und aller seiner Stände und der einzelnen Provinzen erwartete '). Am 13. Dezember 1706 schrieb er an Erzherzog Karl nach Barcelona, Marlborough im Auftrag seiner Königin und die holländischen Generalstaaten hätten ihn, gemäß seinem Range, zum ersten Mitglied des Staatsrates ernannt, den die Seemächte für die Regierung und Verwaltung der katholischen Niederlande, soweit sie in ihrem Besitz waren, gebildet hatten. Von diesen hatte er auch das Kommando über die Kavallerie erhalten, die bis dahin nur aus einem Regiment Reiter und einem Regiment Dragoner bestand. Nur aus Anhänglichkeit an das Haus Österreich hatte er seine Abneigung gegen Regierungsgeschäfte überwunden. Merode- Westerloo bat den Erzherzog, ihm den Rang eines Generals der Kavallerie für die niederländischen Provinzen zu gewähren, wie er zur Zeit König Karls II. von Spanien bestanden hatte. Er rechnete dafür mit Empfehlungen des pfälzischen Kurfürsten und Marlboroughs. Von einer baldigen Befreiung des ganzen Gebietes der südlichen Niederlande von den Franzosen war Merode-Westerloo fest überzeugt. Quiros schätzte ihn als einen treuen und zuverlässigen Anhänger des Erzherzogs, der auch in anderen Ländern der Monarchie diesem wertvolle i) i) Jean-Philippe-Eugene comte de Merode, marquis de Westerloo, comte de Monfort, d’Oolen et de Battenberg, libre baron impérial de Petersheim, et de Steyer, seigneur d’Odenkirchen, baron de Quabeck, seigneur de Hesselt, de Hulshout et de Ridenkirchen, vice-comte Héréditaire de l’archevéché de Cologne etc., chevalier de l’insigne Ordre de la Toison d’Or, Grand d’Espagne, général de la cavalerie de S. M. Impériale, commandant général de celle de S. M. Catholique, colonel d’un régiment de cavalerie. — Biographische Notizen über ihn finden sich in der Biographie Nationale de Belgique, Band 14, S. 539— 545, Arneth, 3. Band, S. 142—149, Benedikt S. 56—60. — Seine Memoiren, die ganz persönlich gehalten sind, bieten ein parteiisches, aber in mancher Hinsicht interessantes Bild von der Vorgeschichte des spanischen Erbfolgekrieges und vom Leben am Kaiserhofe Karls VI. Wie Saint-Simon hatte Merode-Westerloo die Sinnesart der alten Adelsfamilien gewahrt, die sich mit den neuen Regierungsformen der Monarchie ihrer Zeit gar nicht abfinden konnten. — Seine Korrespondenz mit Erzherzog Karl, Kellers, Quiros, Sinzendorf, Cardona, Rialp und dem Rheingrafen von Daun befindet sich in den Archives gén. du Royaume á Bruxelles, Chancellerie des Pays-Bas á Vienne (zit. ABV), Register 104. Im Register 105 ist die französische Übersetzung seiner spanischen Briefe an Cardona und Rialp enthalten. — Die Briefe von Hortiz an Kellers befinden sich daselbst, Register 560, die an Kurz im Register 567. — Ein gesamter Überblick über die Geschichte des spanischen Erbfolgekrieges in den katholischen Niederlanden findet sich im dritten Band der Geschichte Belgiens von Henri Pirenne, S. 57 bis 78. Besonders wichtig für das Verständnis der Briefe von Merode-Westerloo und Hortiz sind in diesem Kapitel die Abschnitte über die Konferenz der Seemächte und den Staatsrat, S. 68—71.