Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 21. (1968)

SPRUNCK, Alphonse: Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden während des Spanischen Erbfolgekrieges 1709–1714

Verteidiger der Interessen Österreichs in den südlichen Niederlanden 3 gegeben wurden. Einen entscheidenden Einfluß auf dessen Entschlüsse, die des Wiener Hofes, der Brüsseler Regierungsbehörden, Englands und Hollands oder gar ihre Verhandlungen mit Frankreich konnte keiner der beiden ausüben. Sie verfügten aber über enge, manchmal freund­schaftliche Beziehungen zu wichtigen Persönlichkeiten in London und im Haag, die ihnen gelegentlich sogar vertrauliche Mitteilungen über Ab­sichten ihrer Staatsmänner machten. Auf diese Weise waren sie über die Haltung der Vertreter der Seemächte gegenüber Österreich wohl unter­richtet und sie konnten sich ein genaues Bild machen von den Ränken und Intrigen, die im Lager von wenig zuverlässigen und sehr eigennützi­gen Bundesgenossen gesponnen wurden. Die Teile der Korrespondenz von Hortiz über die Verhandlungen in Utrecht können geradezu als Tage­buch angesehen werden. Da Merode-Westerloo nicht in dem Staatsrat verbleiben wollte, den er nur als gefügiges Werkzeug der Seemächte ansah, machte er seine Teilnahme abhängig von einer Erlaubnis des Erzherzogs; wie er selbst gewünscht und erwartet hatte, wurde sie ihm verweigert. Seine Briefe und die von Hortiz bieten, als Ganzes genommen, ein getreues Bild der sehr verwickelten Lage in den katholischen Niederlanden zu einer Zeit, als Erzherzog Karl und sein Gegner Philipp von Anjou diese Provinzen als einen wertvollen Bestandteil der spanischen Monarchie ansahen; seit dem Tode Karls des Kühnen waren sie zu einem Zankapfel zwischen den beiden Linien der Habsburger und den Königen von Frankreich ge­worden. Erst gegen Ende des Krieges wurde es klar, daß die Entschei­dung über die Nachfolge Karls II. in dessen niederländischen Gebieten fallen würde. Auf die Bedeutung der in Luxemburg gedruckten Zeitung: La Clef du Cabinet des Princes de l’Europe, ou Recueil Historique et Politique sur les matiéres du tems, habe ich schon in der Studie über Quiros hin­gewiesen. Von besonderem Interesse sind darin die Berichte über die zahl­reichen Flugschriften, die während des Krieges von Anhängern der bei­den Parteien veröffentlicht wurden; von sehr großem Interesse wäre eine genaue Untersuchung über ihre Zusammenhänge mit dem Traktat über den ewigen Frieden und eine neue Organisation Europas, den der Abbé de Saint-Pierre nach dem Abschluß der Friedensverträge veröffentlichte. Erstes Kapitel Der Streit um die Papiere von Quiros. Die willkürliche Regierung und Verwaltung der Seemächte in den katholischen Niederlanden. Die ge­heimen Verhandlungen der Generalstaaten mit Ludwig XIV. In Italien und Bayern hatte Merode-Westerloo in den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges unter den Fahnen Ludwigs XIV. tapfer gekämpft. Wegen eines Unrechts, das er erlitten hatte, hatte er diesem 1*

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