Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
32 Alfred A. Strnad teidigungswaffen tragen durften und dieselben Privilegien und Immunitäten genießen sollten wie die kaiserlichen Familiären 83). Zu Ende des Monats verließ der päpstliche Legat im Gefolge des Kaisers Prag, um sich über Breslau und Schlesien in die Mark Brandenburg zu begeben, wo Karl IV. seinem eben erst mit der böhmischen Krone geschmückten Söhnlein Wenzel die Erbhuldigung durch die Märker sichern wollte. Der Kaiser zog an der Spitze eines starken Heeresaufgebotes, begleitet von Herzog Rudolf von Sachsen, dem Erzbischof Dietrich von Magdeburg und vielen geistlichen und weltlichen Großen, über Spremberg nach Frankfurt an der Oder, wo man am 25. Juli eintraf. Im allgemeinen leisteten die Bewohner des Landes bereitwillig die Huldigung, die auf Grund der mit den Wittelsbachern geschlossenen Erbverträge zu erfolgen hatte. Nur in wenigen Städten verweigerten die Ratsmannen die Eidesleistung, so daß sich Erzbischof Dietrich von Magdeburg ins Mittel legen mußte 84). Am 30. Juli schrieb er von Berlin aus, wo sich damals der kaiserliche Hof längere Zeit aufhielt, an die sich weigernden Ratsherren und befahl ihnen, sofort hierher zu kommen, um dem Kaiser und seinem Hause die schuldige Huldigung zu leisten, wie es die anderen Städte bereits getan hatten, widrigenfalls sie Karl verfolgen und ihrer Güter verlustig erklären werde. Es kann kein Zweifel 83) Ausführliches Regest mit Anführung der stattlichen Zeugenreihe, darunter Erzbischof Ernst von Prag, die Bischöfe Johann von Leitomischl, Paul von Freising, Friedrich von Regensburg, Berthold von Eichstätt, Dietrich von Worms, Preczlaw von Breslau, Johann von Olmütz und die Markgrafen Otto von Brandenburg und Johann von Mähren sowie zahlreiche Fürsten und Herren, bei Mommsen, Analekten 129 f. n. 316 nach einer Abschrift vom 11. Mai 1379 in der Biblioteca Guarnacci von Volterra, cod. n. 5887, fol. 17r— 18v. Diese Urkunde ist eine erweiterte Wiederholung derjenigen Karls IV. vom 21. Februar 1355 für Bischof Filippo von Volterra (vgl. Regesta Imperii VIII, n. 1995). Ediert von C e c i n a, Notizie istoriche 140—141. 84) Diesem hatten im Dezember 1362 die tiefverschuldeten Markgrafen Ludwig und Otto die Verwaltung der Mark Brandenburg übergeben (vgl. Emil T h e u n e r, Der Uebergang der Mark Brandenburg vom wittelsbachischen an das luxemburgische Haus. Görlitz 1877, 26 f.). — Dietrich von Portitz, der gemeinhin Kagelwit heißt, Zisterziensermönch in Lehnin war, 1346 in Avignon zum Bischof von Sarepta i. p. geweiht wurde und als Weihbischof in Olmütz zu wirken hatte, gewann das Vertrauen des Kaisers in kürzester Zeit in einem Maße, daß er zu den engsten Beratern Karls IV. gehörte. 1351 wurde er auf Wunsch des Luxemburgers Bischof von Schleswig, 1353 von Minden und 1360 Propst auf dem Vysehrad bei (heute in) Prag. Trotz des besonderen Drängens Kaiser Karls IV. schlug seine Bewerbung um den vakanten Bischofsstuhl des reichen Konstanz 1356 fehl. Dafür erhielt er 1361 den Erzstuhl von Magdeburg. Er starb am 17. oder 18. Dezember 1367, nachdem er Jahre hindurch auch oberster Kanzler des Königsreiches Böhmen gewesen war. Uber ihn vgl. Vojtéch JaromírNovácek, Détfich z Portié, prední rádce Karla IV. (Öasopis Musea království Őeského 64, 1890) 459—535; und zuletzt Margarete Kühn, Dietrich von Portitz (in: Neue Deutsche Biographie 3, Berlin 1957) 678 f.