Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
STRNAD, Alfred A.: Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof. Zu den Beziehungen zwischen Reich und Kurie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
Pietro Corsinis Legation an den Kaiserhof 33 bestehen, daß diese handfeste Drohung auch den letzten Widerstand beseitigte, der sich dem Luxemburger in der Mark entgegenstellte 8ä). Hierauf verließ der Kaiser über Guben, Budissin und Breslau das Land und kehrte nach Prag zurück, wo er bereits am 18. Oktober 1363 wieder urkundet85 86). Mit ihm kam auch der päpstliche Legat wieder in die Moldaustadt und bemühte sich nun erneut mit besonderem Nachdruck, eine Versöhnung zwischen den beiden feindlichen Lagern herbeizuführen. Diesen Bestrebungen kam zugute, daß einerseits König Kasimir alles aufbot, um den bestehenden Waffenstillstand in einen dauernden Friedensschluß umzuwandeln, andererseits aber auch Herzog Rudolf von Österreich sich dem Reichsoberhaupte näherte. Denn in seinem Ringen um Tirol brauchte er nun die Unterstützung des Kaisers gegen die Wittelsbacher, die eben mit bewaffneter Macht im Land eingefallen waren, sowie dessen Belehnung, ohne die der Besitz Tirols rechtlich anfechtbar war 87). Allein es dauerte noch geraume Zeit, ehe sich der Kaiser bereitfand, seinem abtrünnigen Schwiegersöhne zu verzeihen, denn noch am 9. Mai 1363 hatte Karl IV. Rudolf einen „notorischen Rebellen“ genannt, der mit Ungarn in engste Verbindung getreten war, um ihn zu stürzen 88). Letztlich siegten aber doch die Maxime der Politik; das Bedürfnis, mit Ungarn endlich ins Reine zu kommen, war schließlich stärker als der Zorn über den treulosen Fürsten. Daneben waren noch zarte Frauenhände geschäftig am Werk, um die Versöhnung zu vollenden. Katharina, die Tochter des Kaisers und Gemahlin des Habsburgers, brachte es zuwege, daß am 12. Dezember 1363 die beiden erwählten Schiedsrichter, König Kasimir von Polen und Herzog Bolko von Schweidnitz-Jauer, öffentlich verkünden konnten, daß der Kaiser und Johann von Mähren einerseits, König Ludwig und der österreichische Herzog andererseits, nunmehr um alle Streitigkeiten versöhnt und von jetzt an gute Freunde sein wollten89). Bevor die zum endgiltigen Friedensschluß führenden 85) Regesta Imperii VIII, nn. 3964 a, 3969—85, 7108—11; Reichssachen 392. Der Bischof von Volterra erscheint in den meisten Kaiserurkunden dieser Tage unter den Zeugen. — Zur Sache vgl. Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 271 f. 86) Regesta Imperii VIII, n. 3992, für die Kirche Sankt Appollinaris in Prag. 87) S t e i n h e r z, Beziehungen 555 f.; und Werunsky, Geschichte Karls IV. 3, 272—274. 88) Kaiser Karl IV. in seinem Schreiben an die Furlaner: Quapropter vestre fidelitati nostra celsitudo notificat qualiter cum ... duce Austrie nostro et imperii sacri rebelle notorio treugas habemus subhac forma ... (Zahn, Austro-Friulana 194, n. 154). 89) Vgl. den Druck der Urkunde bei Brandi, Codex diplomaticus Moraviae 9, 246, n. 326; bzw. Regesta Imperii VIII, Reichssachen 395. — Katharina von Böhmen war 1342 geboren und nach längeren Verhandlungen schon 1344 mit Herzog Rudolf IV. verlobt worden. Zu Ostern 1353 fand dann die Hochzeit der Elfjährigen mit dem damals vierzehn Jahre zählenden Habsburger statt. Die Ehe blieb kinderlos; nach Rudolfs frühem Tode heiratete Mitteilungen, Band 19 3