Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
102 Alphonse Sprunck Aus dem Siege bei Audenarde hatten die Verbündeten bis jetzt keine Vorteile gezogen, wahrscheinlich, weil sie während der Belagerung von Lille keine Schlacht liefern wollten. Der Krieg konnte in Flandern nicht beendigt, wohl aber abgekürzt werden, da die Franzosen Truppen aus Spanien zurückziehen müßten. Quiros wollte bei den Seemächten darauf drängen, eine Flotte im Mittelmeer überwintern zu lassen; aber ohne die Einnahme von Port Mahon war nicht zu hoffen, daß sie auf diese Forderung eingehen würden. Der Erzherzog hatte Quiros am 3. Oktober die Abschrift eines Berichtes über einen Kriegsrat der Admiräle zugesandt. Eine Überwinterung der Flotte im Mittelmeer hatten sie abgelehnt, da sie über keinen sichern Hafen verfügten, aber sie versprachen, Schiffe abzusenden, sobald sie über Port Mahon verfügten; die Belagerung dieser Stadt war im Gange. Eine Flotte unter dem Befehl des Admirals Whitaker, die im Mittelmeer stationiert war, sollte in kurzer Zeit absegeln, sodaß die Küsten von Katalonien und Sardinien ungeschützt blieben. Von dieser Insel aus wurden die Truppen in Spanien versorgt. Daher sollte Quiros bei Marlborough darauf drängen, daß entweder die Flotte im Mittelmeer verbliebe, oder daß bald ein anderes Geschwader dorthin gesandt würde. Der Erzherzog nahm an, Quiros habe schon durch den Marquis de Campo erfahren, der Kaiser wolle 2000 Mann Infanterie nach Katalonien senden. In kurzer Zeit erwartete Erzherzog Karl noch 2000 Mann seiner eigenen Truppen. Die Wiener Minister hatten erklärt, dies sei die letzte Anstrengung, die sie für Spanien machen könnten, da die Lage in Italien keine weitern Truppentransporte dorthin erlaube. Die 2000 Mann sollten nicht, wie in frühem Fällen, durch andere ersetzt werden. Quiros sollte Marlborough um weitere Unterstützung bitten, ohne ihm jedoch den Plan des Kaisers mitzuteilen. Die Hilfe von 2000 Mann aus Italien würde für einen Angriffskrieg in Katalonien nicht genügen; kleine Sendungen von Truppen, die von Zeit zu Zeit dort ankamen, genügten nicht, um die Verluste durch Desertion zu ersetzen 19). Nach vergeblichen Bemühungen, den Streit zwischen der Herzogin von Arschot und ihrem Sohne zu regeln, im Sinne, wie ihm der Erzherzog am 25. August befohlen hatte, hatte Quiros die Angelegenheit Schiedsrichtern übertragen, die von beiden Parteien anerkannt waren. Aber wie er dem Erzherzog am 3. Oktober mitteilte, hatte er erfahren, daß die Herzogin von Marlborough, Cadogan und einem der holländischen Delegierten Schutz erwartete. In ihrer Hartnäckigkeit war sie nach Holland gereist, aber soweit Quiros erfahren hatte, kümmerten die Generalstaaten sich nicht um den Streit zwischen Mutter und Sohn. Aber Quiros wollte diesem nach Möglichkeit beistehen, da er, abgesehen von seinen Titeln, ein treuer Diener Österreichs war und einer der ersten Familien der katholischen Niederlande angehörte. Der Herzog von Auvergne hatte Quiros in einer persönlichen Unterredung seinen Eifer für den Diesnt