Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 19. (1966)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 101 in Katalonien nicht gestört würden. Ohne die Geldmittel, die die Franzosen und ihre Anhänger in Spanien aus Südamerika bezogen, konnten sie weder Krieg führen, noch Ränke spinnen; Quiros wollte jedoch ohne Anweisung des Erzherzogs keinerlei Verpflichtungen übernehmen. Bei den Holländern drängte er darauf, daß die 400 000 Gulden, die sie auf Hypothek dem Erzherzog geliehen hatten, zur Bezahlung der spanischen und wallonischen Truppen verwandt werden sollten, die die französischen Fahnen verlassen wollten. Aber immer erhielt er die Antwort, diese Summe sei für die Bedürfnisse der südlichen Niederlande bestimmt. Quiros blieb nichts anders übrig, als sich jeder Anleihe zu widersetzen, über die der Erzherzog nicht frei verfügen könnte. Bis jetzt hatte er nicht gemerkt, daß Marlborough sich den Ansprüchen der Holländer widersetzt hätte. Zur Verteidigung der Rechte Österreichs mußte er sich viele Demütigungen gefallen lassen. Die Anweisungen, die Erzherzog Karl Quiros am 25. August gegeben hatte für die Verhandlung über die Verwendung über 400 000 Gulden, hatte dieser genau befolgt. Wegen der Überwinterung der kaiserlichen Truppen in Flandern, oder wenigstens der Infanterie, hatte er gleich nach deren Ankunft mit Marlborough und Cadogan geredet und dabei hingewiesen auf das gemeinsame Interesse der Verbündeten, sowie die günstigen Gelegenheiten, die sich im Winter für Angriffe bieten würden. Cadogan hatte ihm erklärt, die Winterquartiere, die er geplant hatte, seien für die kaiserlichen Truppen bestimmt. Ohne die Ansichten des Erzherzogs oder des Wiener Hofes über diese Absicht zu kennen, hoffte Quiros, daß Prinz Eugen sie billigen würde. Dieser und Marlborough waren vorläufig sehr mit militärischen Operationen beschäftigt. Eine Reise ins Hauptquartier war für Quiros vorläufig durch die feindlichen Truppen versperrt; auch ein Paß hätte ihm in diesem Falle nichts genutzt. Die Transporte von Munition und Lebensmitteln von Ostende nach dem Lager vor Lille wurden vom Feinde viel gestört. Bei einem solchen Angriff hatten die Franzosen 3500, die kaiserlichen Truppen tausend Mann verloren, während der Kampf um einen andern Transport noch im Gange war. Auf einen Brief des Erzherzogs vom 25. August betreffend die Notwendigkeit des Huldigungseides der Stände von Flandern und Brabant wiederholte ihm Quiros am 11. Oktober in einem teilweise chiffrierten Brief, die Holländer verweigerten die Erlaubnis dazu, solange die Frage der Barriereplätze nicht gelöst sei. Da diese aber übertriebene Forderungen stellten, war es besser, der Notwendigkeit von Verhandlungen hierüber auszuweichen. Das beste sei wohl, den Verbündeten zu erklären, sie könnten durch den Aufschub dieser Zeremonie ganz Flandern verlieren. Marlborough hatte Quiros und dem Prinzen Eugen versichert, bei seiner Reise nach dem Haag würde er diese Angelegenheit in Ordnung bringen.