Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bemardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 83 oder fünf Tagen zu ihm zu kommen, um Bericht zu erstatten über die Ereignisse von Toulon und die Maßnahmen, die der Herzog Viktor Amadeus und Prinz Eugen für den Fall eines günstigen oder ungünstigen Ausganges dieses Angriffs getroffen hatten. Vor einer solchen Zusammenkunft schreckte Quiros nicht zurück, doch wollte er dem Prinzen Eugen offen eingestehen, daß weitere Besprechungen solcher Art zwecklos seien. Die Briefe, die er seit Monaten an Marlborough und nach Wien sandte, betrafen ausschließlich die Entsendung von Truppen nach Katalonien und die Notwendigkeit, diese dem Befehl des Prinzen Eugen zu unterstellen, einerlei, wie der Angriff gegen Toulon ausginge. Immer hatte Quiros wiederholt, es sei Zeitverlust, den Ausgang dieses Unternehmens abzuwarten, um dem Erzherzog Hilfe zu schicken. Er hoffte, der Prinz sei derselben Ansicht und auch bereit, die Truppen, die dorthin geschickt würden, durch solche aus Neapel oder auch von anderwärts zu ersetzen. Quiros wollte Marlborough auch bewegen, mit dinem Geschwader auch Sizilien und die Häfen von Toskana einnehmen zu lassen. In England war man geneigt, dem Erzherzog Mittel zur Anwerbung von Truppen aus andern Ländern zur Verfügung zu stellen, da es dort schwierig war, ihm solche zu verschaffen. Deshalb mußte Erzherzog Karl sich mit dem Kaiser einigen über den Ersatz der Truppen, die nach Spanien geschickt würden. Mit den dazu nötigen Geldmitteln konnten in Flandern 5000 bis 6000 Mann angeworben werden; dort verfügte der Erzherzog schon über fünf Bataillone von 3300 Mann und 490 Offizieren. Vor ihrem Transport nach Spanien und ihrem Ersatz vermittels der englischen Subsidien mußte aber berechnet werden, ob dieser weniger kostspielig sei, als der von andern Truppen, die ebenso brauchbar wären. Trotz allen Versicherungen, die Marlborough Quiros selbst und auch Zinzerling gegeben hatte, drängte jener beständig auf die Überwinterung eines Geschwaders von 20 Schiffen im Mittelmeer 3). Marlborough hatte sich vergebens bemüht, in Flandern eine Entscheidung herbeizuführen; Quiros erwartete aber, er würde noch während dieses Feldzuges die Belagerung einer Stadt beginnen. In einem weitern Schreiben an den Prinzen Eugen vom 7. September berichtete Quiros, er habe Meldungen erhalten von Paris, die Franzosen wollten mit Truppen, die sie zur Verteidigung von Toulon verwandt hatten, versuchen, in Katalonien die Verbündeten zu überraschen, von denen sie wußten, daß sie dort nur über eine ungenügende Verteidigung verfügten4). Der Prinz hatte Quiros schon vorher mitgeteilt, daß er für solch eine dringende Lage, wie sie durch den Mißerfolg von Toulon entstanden war, die notwendigen Vollmachten besaß. Deshalb sollte er sofort die nötigen Maßnahmen treffen, ohne Befehle aus Wien, London oder dem Haag abzuwarten, zumal da solche allen Verbündeten zum Vorteil gereichen würden. Quiros hatte auch den kaiserlichen Ministern eine Abschrift dieses Briefes zugesandt und dem Brüsseler Staatsrat Erklärun6*