Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
84 Alphonse Sprunck gen in diesem Sinne abgegeben; am folgenden Tage wollte er sich zur Armee begeben, um sie Marlborough und den Vertretern der Generalstaaten zu wiederholen. Vielleicht hatten die englische und die holländische Regierund schon Versprechen ausgeführt, die sie Quiros gemacht hatten. Am 4. September schrieb der Erzherzog an Quiros, durch das Abwarten der Ereignisse in der Provence könne jede Verzögerung für ihn schlimme Folgen haben. Der Prinz von Hessen hatte ihm mitgeteilt, daß der Feind Artillerie bereit hielt, um Lerida und Tortosa anzugreifen und dann in das Innere von Katalonien mit Kavallerie vorzustoßen. Ihm selbst fehlten alle Mittel zur Verteidigung dieses Landes, die meisten seiner Soldaten waren krank. Der Erzherzog wünschte die Durchführung eines Abkommens, durch das im Falle von Meinungsverschiedenheiten über die Entsendung von Truppen nach Spanien Prinz Eugen zu entscheiden hätte. Auf die Gefahren, die durch Verzögerung entstehen konnten, hatte er diesen schon aufmerksam gemacht und ihn um die Entsendung von 12.000 bis 14.000 Mann und 2000 bis 3000 Pferden gebeten. Unter diesen Truppen sollten 6000 bis 8000 kaiserliche sein. Allerlei Schwierigkeiten standen einer solchen Hilfeleistung im Wege: die Belagerung von Toulon hatte zu einem Mißerfolge geführt, Gaeta war noch in den Händen des Feindes5), der Wiener Hof mußte sich um den Angriff auf Sizilien kümmern, die Truppen, die aus Italien nach Spanien gesandt würden, müßten ergänzt werden durch solche, die die Königin von England und die Generalstaaten für den Ozean bestimmt hatten ®). Aber die Verbündeten dürften nicht vergessen, daß Katalonien Frankreich am nächsten lag und die Bevölkerung von Aragon und Valencia sich bei einem Erfolg der Verbündeten gegen die Franzosen erheben würde. Nach der Ansicht von Erzherzog Karl war es überflüssig, mehr Truppen nach Portugal zu senden, als nötig war, um dieses Land im Bündnis mit dem Kaiser und England festzuhalten. Möglichst geeint sollten sich die Truppen der Seemächte gegen Katalonien wenden. Durch den Mangel an Fuhrwerk war ein Feldzug nach Galizien und Andalusien im günstigsten Falle sehr schwierig, wie auch die Minister und Generäle der Verbündeten dem Erzherzog erklärt hatten, als in England im vorigen Jahre über die Angriffe auf Cadiz und Sevilla geredet wurde. Der Erzherzog hatte den kaiserlichen Gesandten im Haag, Arnold von Heems, vorläufig mit der Wahrung seiner Interessen beauftragt. Zinzerling erhielt vom Erzherzog den Befehl, sich mit Marlborough und Quiros zu einigen, um ihm einen geeigneten Deutschen oder Flamänder für diesen Posten vorzuschlagen. Auf die Anträge von Quiros, betreffend den Huldigungseid der Stände der südniederländischen Provinzen, hatten die Generalstaaten geantwortet, zuerst müsse die Frage der Barrierefestungen geregelt werden; sie wollten unter diesem Vorwand die vorläufige Lage in den katholischen Niederlanden zu ihrem Vorteil ausnutzen. Über eine Frage von solcher Wichtigkeit durfte der Erzherzog erst verhan-