Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
82 Alphonse Sprunck Zinsen zahlen. Die Zahl der überflüssigen Stellen an den Verwaltungsbehörden nahm ständig zu, da jedermann aus der Unsicherheit und allgemeinen Unordnung Vorteil ziehen wollte. Die katholischen Niederlande durchlebten eine Tragödie, aber Quiros hoffte für den Erzherzog auf Gottes Hilfe. Daher schlug er ihm vor, die Geldmittel, über die er verfügte, ausschließlich auf den Unterhalt von Infanterie zu verwerten. Eine Vermehrung der Ausgaben mußte diese Provinzen mit weitern Verpflichtungen belasten und gleichsam ihre Veräußerung herbeiführen. Am 4. September schrieb Quiros dem Erzherzog, daß Zinzerling sich zu Marlborough begeben hatte. Dieser hatte ihm wiederholt, man müsse die Ereignisse in der Provence abwarten, trotzdem Quiros ihm vor langer Zeit erklärt hatte, ohne die Entsendung von Hilfstruppen sei es unmöglich, Toulon einzunehmen oder eine Armee in Frankreich überwintern zu lassen. Von einem Schreiben, das er am 31. August an Marlborough gerichtet hatte, legte er eine Abschrift bei. Darin meldete er, daß er nach Berichten, die er am 26. aus Paris und am 29. und 30. aus Mons erhalten hatte, der Sohn des Marquis de Tessé den König Ludwig XIV. benachrichtigt hatte, die Belagerung von Toulon sei aufgehoben. Ob die Armee, die vom Herzog von Savoyen und vom Prinzen Eugen befehligt wurde, einen andern Angriff gegen Frankreich unternommen oder den Var überschritten hätte, wußte Quiros nicht. In diesem Falle galt es, keine Zeit zu verlieren, um für eine Offensive in Spanien Truppen dorthin zu senden. Ein Eilbote von Quiros sollte bald nach Italien abreisen; durch diesen könnte Marlborough dem Herzog von Savoyen und dem Prinzen Eugen seine Befehle übermitteln, möglichst bald Truppen nach Katalonien zu senden, oder ihnen auch andere Anordnungen zukommen lassen. Quiros hoffte auf eine baldige mündliche Unterredung mit Marlborough. Er rechnete damit, daß die Seemächte durch die Niederlage bei Toulon verstanden hätten, Spanien könne nicht durch Angriffe gegen Frankreich erobert werden. In Valencia, Aragon und Kastilien war die Bevölkerung Erzherzog Karl günstig gesinnt und wartete nur auf Schutz gegen die Ausschreitungen der Franzosen; der Erzherzog mußte die Mittel erhalten, um diese Gebiete zu besetzen. Marlborough sollte auch den Großpensionär Heinsius um die Erlaubnis bitten, von den Ständen der südniederländischen Provinzen den Huldigungseid entgegen zu nehmen; ein Aufschub dieser Zeremonie war den Interessen des Erzherzogs und der Verbündeten zuwider. Seinem Schreiben vom 4. September an den Erzherzog legte Quiros auch die Abschrift eines Briefes bei, den er am 3. dem Prinzen Eugen gesandt hatte. Er wünschte Nachrichten zu erhalten über dessen Gesundheit und den Zustand der Truppen, die vor Toulon besiegt worden waren. Diesem Brief an den Prinzen legte er die Abschrift der Antwort bei, die Marlborough ihm am 2. September auf sein Schreiben vom 31. August zugesandt hatte. Darin hatte dieser ihn gebeten, in den nächsten vier