Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 81 thek auf die Posten der südlichen Niederlande zur Verfügung gestellt hatten. Die Kontrolle einer fremden Macht über die Briefpost hätte in diesen Provinzen, in den nordischen Ländern und auch in Italien großen Widerstand hervorgerufen. Die für Barcelona und Wien so wichtige Wah­rung des Briefgeheimnisses wäre nicht gesichert. Für diese Anleihe sollte der Erzherzog 5% Zinsen zahlen und auf eigene Kosten die Kontrolle von holländischen Beamten über die Post zulassen! Sobald Erzherzog Karl als Herrscher der katholischen Niederlande anerkannt wäre, würden ihm seine Vasallen höhere Geldsummen für einen geringeren Zinsfuß anbieten. Anleihen auf Hypotheken zu Gunsten der Seemächte würden die Gefahr mit sich bringen, diese Provinzen zu verlieren. Deshalb hatte Quiros sich auch einer Anleihe von 400.000 Gulden widersetzt, soweit es ihn anging; diese hatten dafür eine Hypothek auf die Gebühren für Ein- und Ausfuhr erhalten. Mit den 300.000 Gulden wollten die Holländer ein Kavallerie- und ein Dragonerregiment bilden, die aber aus Geldmangel nicht unter­halten werden konnten. Der Unterhalt von fünf Bataillonen Infanterie, der um die Hälfte weniger gekostet hätte, war dadurch unmöglich, während es für Österreich wichtig war, beim Friedensschluß über möglichst zahlreiche eigene Truppen in den südlichen Niederlanden zu verfügen. Auch bestand Gefahr, daß die Holländer nach Abschluß eines Ver­trages über diese Anleihe die 300.000 Gulden zurückbehalten würden zur Abzahlung von frühem Schulden. Quiros bat den Erzherzog, ihm durch Marlborough einen Befehl zu übermitteln, sich der Aufnahme von wei­tern Hypotheken auf die südniederländischen Provinzen zu widersetzen, und ausdrücklich zu erklären, er wolle lieber auf Unterstützung solcher Art verzichten. Da die Holländer bis jetzt selbst über die Verwendung solcher Geldmittel bestimmt hatten, bedeutete eine solche Hypothek für Erzherzog Karl Verzicht auf Eigentum. Indessen hatte Quiros sich im Einverständnis mit Zinzerling der Auszahlung von 300.000 Gulden an den Grafen Goess nicht widersetzt, da die Vertreter der Generalstaaten be­haupteten, dieser habe um eine solche Anleihe gegen Hypothek gebeten. In einem andern teilweise chiffrierten Brief vom 4. September an den Erzherzog erklärte Quiros, die Vertreter Hollands beim Staatsrat seien benachrichtigt worden, Mittel zum Unterhalt der Kavallerie und Infan­terie und zwei weiterer Infanterieregimenter, die sollten gebildet werden, seien nicht vorhanden. Deshalb hatten diese dem Staatsrat und den Finanz­behörden befohlen, ein Inventar der Geldmittel der südlichen Niederlande aufzustellen. Quiros versprach dem Erzherzog, ihm eine Abschrift davon zuzustellen, warnte ihn aber davor, Vertrauen darin zu haben. Selbst wenn eine solche Aufstellung richtig sei, würden die Zahlen schon nach einem Monat nichts mehr gelten. Wegen der Plünderungen der Truppen der ver­bündeten Mächte und der Kosten für ihre Quartiere wurden die Subsidien, die die südniederländischen Provinzen bewilligten, immer geringer; für die Anleihen, die sie zu deren Entrichtung machten, mußten sie hohe Mitteilungen, Band 17/18 6

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