Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
80 Alphonse Sprunek Parlament bewilligt würden. Das Abwarten auf Einberufung dieser Versammlung hätte die Hilfe für Spanien verzögert. Quiros bemühte sich, um für Erzherzog Karl die freie Verfügung über diese Gelder sowie das Kommando über die Truppen in Spanien zu erlangen. Am 2. September sandte Quiros dem Erzherzog die Abschrift eines Briefes, den er am 29. August dem Kaiser geschrieben hatte, als dieser ihn zum Gouverneur der Provinz Limburg ernannt hatte. Um diesen provisorischen Posten hatte er sich nicht beworben und er war bereit, ihn zu jeder Zeit einem andern abzutreten. Graf Goess, sein Vorgänger in diesem Amt, sollte den Haag verlassen. Der Kaiser wollte nicht, daß diese Provinz den andern der katholischen Niederlande gleichgestellt und vom Brüsseler Staatsrat verwaltet würde. Quiros versprach ihm, sich seines Vertrauens würdig zu erweisen und so die Erlaubnis zu erhalten, sich nach Barcelona an den Hof des Erzherzogs zu begeben, um ihm dort bessere Dienste zu leisten. Seinen Aufenthalt in Brüssel sah er bei der gegenwärtigen Lage als ganz zwecklos an, da alle seine Versuche, in den südlichen Niederlanden der Unordnung ein Ende zu machen, nur den Widerstand der Seemächte hervorrufen konnten. Erst nach einer Eroberung sämtlicher Gebiete der spanischen Monarchie konnten Quiros und die Minister des Erzherzogs energisch für die volle Wahrung der Rechte Österreichs in diesen Provinzen eintreten. Quiros ging sogar noch weiter, mit der Behauptung, sein Aufenthalt in Brüssel oder der eines andern Vertreters des Erzherzogs sei den Interessen Österreichs schädlich. Bei den Zugeständnissen, die er den Verbündeten machen mußte, konnte die einheimische Bevölkerung den Anhängern Philipps von Anjou oder des bayrischen Kurfürsten Glauben schenken, ihre Provinzen würden mehr den Seemächten als dem Habsburger Erzherzog unterstehen. Quiros hatte schon die Generalstaaten auf diese Sachlage aufmerksam gemacht2). Schon vor einigen Monaten hatte Quiros dem Erzherzog geschrieben, es sei nicht angebracht, daß die Provinz Limburg in derselben Weise wie die andern Gebiete der katholischen Niederlande von einem Staatsrat verwaltet würde, den die Seemächte hauptsächlich zu dem Zwecke eingerichtet hatten, um ihren Willen durchzusetzen. Am selben 2. September sandte Quiros auch nach Wien und Barcelona ein Memorandum betreffend die Ansprüche der Holländer auf die Barrierefestungen. Am 15. September meldete Quiros dem Erzherzog in einem chiffrierten Brief, auch Marlborough, mit dem er lange darüber gesprochen hatte, scheine sie nicht als durchführbar anzusehen. Aber trotzdem auch die Königin derselben Ansicht war, mußten die Engländer erfahren, daß solche Forderungen sowohl dem Erzherzog, als ihrem eigenen Lande zum Nachteil gereichten. Zu diesem Zweck hatte Quiros sein Memorandum verfaßt. Am 4. September schrieb er dem Erzherzog, er habe eine Summe von 300.000 Gulden verweigert, die die Generalstaaten ihm gegen eine Hypo