Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

66 Alphonse Sprunck des Erzherzogs gefaßt worden war15). Marlborough und die Generalstaa­ten waren der Ansicht, Galloway müsse abgesetzt werden. Aber Erzherzog Karl, der Generäle nötig hatte, die ihm genau gehorchten, behauptete, Galloway habe aus löblichem Eifer und mit guten Hoffnungen den Kampf gewagt. Ein Versuch von Galloway, sich zu rechtfertigen, konnte der Wie­ner Regierung ziemlich gleichgültig sein, da dieser General nicht zu denen gehörte, die wußten, daß der Erzherzog in Barcelona beschlossen hatte, den größten Teil der Armee nach Aragon zu senden und sich selbst dort­hin zu begeben. Fuencalada wollte sich in kurzer Zeit nach Holland und England be­geben; er hatte Quiros angedeutet, daß er nicht über die nötigen Geld­mittel für einen längern Aufenthalt in diesen Ländern verfügte. Deshalb bat dieser den Prinzen Eugen, dem Kaiser die Frage vorzulegen, ob es nicht vorteilhafter sei, in besseren Zeiten Personen von hohem Rang in London und im Haag als Gesandte zu unterhalten und sich vorläufig für die notwendigen Verhandlungen in den beiden Ländern mit geschickten und sprachkundigen Residenten zu begnügen, die für andere Posten in den katholischen Niederlanden bezahlt würden; durch eine angemessene Aufbesserung ihres Gehaltes könnten auch solche Österreich in passender Weise vertreten. Am 4. Juli sandte Quiros dem Erzherzog Abschriften der Briefe, die er wegen der Absendung von Truppen nach Spanien und der Überwinte­rung einer Flotte im Mittelmeer an Marlborough, den Großpensionär Hein- sius, den kaiserlichen Gesandten in London, den Grafen Gallas und an Zinzerling geschrieben hatte. Am Tage zuvor hatte Quiros Marlborough mitgeteilt, nach Berichten, die er am 18. Juni von Wien erhalten hatte, wären die 6000 Mann, die nach Spanien gesandt würden, entweder alle kaiserliche Truppen, mit Einschluß eines Kavallerieregimentes, oder zwei pfälzische Regimenter und eines von Osnabrück, sowie 2000 Mann kaiser­licher Infanterie und ein Kavallerieregiment. Diese Truppen sollten von den Seemächten, aber im Falle einer Eroberung von Neapel, aus den Ein­künften aus diesem Lande bezahlt werden. Man erzählte, Graf Königsegg, der in Italien weilte, sei als Kommandant dieser Truppen vorgesehen. Quiros glaubte, diese Mannschaft würde aus Italien abgezogen wer­den, aber erst dann dieses Land verlassen, wenn Neapel erobert und eine Armee in Frankreich eingedrungen wäre. Dafür war aber Zeit erfordert, während die Lage in Katalonien sehr dringend war. Daher bat Quiros Marl­borough, dahin zu wirken, daß alle englischen und holländischen Befehls­haber zu Lande und zu Meer dem Prinzen Eugen gehorchen sollten, so weit seine Befehle die Hilfe für Katalonien betrafen. Er übersandte dem eng­lischen General die Abschrift eines Memorandums, das die kaiserlichen Minister an die Königin von England gerichtet hatten. Da daraus hervor­ging, daß der Erzherzog dort Offiziere benötigte, schlug Quiros vor, aus den Regimentern, die in den südlichen Niederlanden standen, die besten

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