Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 63 Grafen Rivers dorthin zu senden. Einige Engländer behaupteten, Graf Noyelles, der vom Erzherzog begünstigt wurde, trage zur Ungunst von Galloway bei. Noyelles war zweifellos ein tüchtiger General. Quiros sah auch Galloway für einen solchen an, aber man konnte nicht genau über ihn urteilen, da er an der Schlacht bei Almansa nicht teilgenommen hatte; er hoffte, die ganze Angelegenheit würde zur Zufriedenheit des Kaisers geregelt werden 9). Im Vertrauen teilte Quiros dem Prinzen weiter mit, daß die Seemächte mit den Beschlüssen des Wiener Hofes nicht immer zufrieden waren. Zwar glaubte Quiros nicht an Gefahr für einen Bruch des Bündnisses, aber eine solche Lage war doch für Österreich sehr ungünstig. Ein Angebot des Kaisers, dem Erzherzog einige seiner Regimenter nach Spanien zu sen­den, wenn die Seemächte die Kosten für ihren Unterhalt übernähmen, hat­ten sie bis jetzt nicht beantwortet. Engländer und Holländer behaupteten, die schwersten Lasten des Krieges lägen auf ihren Ländern, der Wiener Hof fordere beständig Geld für den Unterhalt seiner eigenen Truppen, während es doch Pflicht des Kaisers sei, selbst seinen Bruder am meisten zu unterstützen, zumal da er Einkünfte aus besetzten Gebieten in Bayern und Italien bezog. Weiter beklagten sich die Verbündeten, daß die ungünstige Lage am Rhein dadurch entstanden sei, weil Graf Guido Starhemberg dort kein Kommando führte10). Quiros bemühte sich aufs äußerste, ihnen zu er­klären, im gemeinsamen Interesse dürften sie auch begründete Klagen von ihrer Seite nicht zu viel Wert beimessen, da Erzherzog Karl in Brüssel einen Staatsrat dulde, der zwar in seinem Namen eingesetzt sei, aber weder Befehle noch Anweisungen von ihm entgegen nähme. Aus seiner eigenen Korrespondenz mit Marlborough konnte Prinz Eugen ersehen, daß dieser ihm sehr zugetan war und sich bemühte, um Frankreich von allen Fron­ten anzugreifen. Quiros nahm an, daß ein solcher Plan begründet sei, da der englische General über eine sehr gute Armee verfügte. Dieselben Nachrichten wollte Quiros auch dem Wiener Hof in mög­lichst passender Form mitteilen. Am 23. Juni sandte er dem Erzherzog Abschriften von Briefen, die er nach Wien, Mailand und London mit der Bitte um Unterstützung von Truppen für Spanien gesandt hatte. Auf Be­fehl von Marlborough war Lecherin nach Düsseldorf, Wien und Mailand gereist, um dort Verhandlungen zu diesem Zwecke zu führen u). Er hoffte, dem Erzherzog nach einigen Tagen genauere Mitteilungen hierüber machen zu können, sowie auch über die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Fortschritte der Franzosen in Spanien aufzuhalten. Über die militärische Lage hatte Quiros am 15. Juni an Marlborough geschrieben. In diesem Briefe führte er aus, der geplante Einfall der Ver­bündeten in Frankreich sowie der Feldzug gegen Neapel verhinderten die Entsendung von Truppen nach Spanien. Nicht einmal die pfälzischen Truppen, von denen vorher Rede gegangen war, konnten dort verwandt

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