Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

64 Alphonse Sprunck werden. Quiros wünschte, den Erzherzog gleich zu benachrichtigen, was für militärische Hilfe zu erwarten dürfe, und daß diese für Ende August gesandt würde. Da Prinz Eugen an der Möglichkeit eines Einfalls der Verbündeten in Frankreich zweifelte, sollte Lecherin ihn und den Kaiser über die Lage belehren und erklären, im Falle eines Mißerfolges eines solchen Unternehmens müßten sofort Truppen nach Spanien gesandt werden. Die Zahl der Truppen, die dort benötigt wurde, hatte der Erzherzog Quiros noch nicht mitgeteilt, doch mußte Marlborough wissen, daß dieser durch die Niederlage bei Almansa und durch die Kapitulation von wich­tigen Festungen fast seine ganze Infanterie verloren hatte. Der Feind hatte eine Übermacht von 5000 Reiter. Aus den Provinzen Aragon und Valencia konnte er keine Unterstützung beziehen, da seine Truppen diese Länder besetzt halten mußten. Quiros fühlte sich in einer peinlichen Lage, da er unter solch ungün­stigen Umständen die Verbündeten, besonders die Königin von England, um Unterstützung bitten mußte, aber der Erzherzog hatte auch durch die Hilfe seiner Verbündeten große Erfolge erreicht. Auch von den General­staaten erwartete Quiros Unterstützung. Ganz Europa wußte Bescheid über die Hilfe, die England dem Erzherzog schon gewährt hatte. Lecherin sollte Marlborough die Bitten des Erzherzogs um Hilfe noch besser be­gründen, um von ihm bestimmte und zuverlässige Versicherungen zu erhal­ten. Auch die Spanier, die Partei für Erzherzog Karl ergriffen hatten, mußten durch solche Unterstützung ermutigt werden12). Am 23. Juni schrieb Quiros dem Prinzen Eugen, er bemühe sich sehr eifrig, den Verbündeten klar zu machen, der Kaiser könne unmöglich Truppen aus Italien nach Spanien senden, selbst wenn die Angriffe gegen Neapel und Frankreich erfolgreich wären, da alle, über die er in Italien verfügte, zur Besetzung der eroberten Gebiete nötig wären. England sollte 8000 Mann, Holland 4000 nach Spanien senden. Holland hatte noch keine bestimmte Zusicherung gegeben, auch England machte Schwierigkeiten. Deshalb wollte Quiros noch am selben Tage an Marlborough schreiben, er möge mindestens 6000 Mann dorthin senden, um wenigstens Katalonien zu halten, bis die Verbündeten mit einer stärkern Armee auch andere Gebiete erobern könnten. In Brüssel war man über die Erfolge der Armee von Villars in Deutschland sehr beunruhigt, zumal da man auch ein Ein­greifen des Königs von Schweden für Frankreich befürchtete13). Graf Fuencalada war noch nicht nach Brüssel zurückgekehrt, ohne daß ein Grund für diese Verzögerung bekannt war. Quiros plante, sobald als mög­lich zur Armee zurückzukehren, um seine Besprechungen mit Marlborough fortzusetzen. Am 30 Juni schrieb Quiros dem Erzherzog, er habe seit vier Monaten nur einen einzigen Brief von ihm erhalten, den er Fuencalada mitgegeben hatte; er befürchtete, die andern wären unterwegs verloren gegangen. Am

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