Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Zeitgeschichte

Rezensionen 693 gegen die französische, weniger die amerikanische Konkurrenz. Die Revo­lution gegen Diaz von 1910 führte zu keiner sozialen Wandlung. Die zu­nehmende Einmischung der USA. in die inneren Kämpfe Mexikos wird an Hand der Berichte der deutschen Diplomaten eindrucksvoll illustriert und erinnert den Leser an ähnliche Erscheinungen in unserer Gegenwart. Von ausschlaggebender Bedeutung wird dabei das amerikanische Erdölkapital. Mit amerikanischer Hilfe beseitigt jedenfalls 1913 der korrupte und despo­tische Huerta den Nachfolger von Diaz, Madero. In diesem Jahr fanden auch die entscheidenden Berührungen deutscher Stellen, die ebenfalls am mexikanischen Erdöl interessiert waren, mit den Mexikanern statt. Der relativ größte Teil des Buches ist der Zeit des Ersten Weltkrieges gewidmet. Sie bildet zugleich für Mexiko eine Zeit besonderer innerer Spannungen und Wirren. Auf diesem Hintergrund zeichnet K. das deutsch-mexikanische Verhältnis und geht auch auf die bisher zu wenig bekannten vielschichtigen Begleitumstände der Affäre um die berüchtigte Zimmermann-Depesche ein. Interessant sind auch die Bemühungen um einen deutschen Sonderfrieden mit Japan, deren Fäden über Mexiko liefen. Die Sterilität der deutschen Diplomatie im Bezug auf Amerika wird durch das vorliegende Buch neu bestätigt und durch weitere Quellen belegt; vor allem auch für die Zeit nach dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. Die Nachkriegszeit ist für Mexiko gekennzeichnet durch verstärke ameri­kanische Interventionen, für Deutschland infolge der Niederlage im Krieg durch das totale Scheitern seiner Politik in Mexiko. Das Werk schließt mit einem Ausblick auf die Entwicklung Mexikos und seine Stellung in der internationalen Politik nach dem Ersten Welt­krieg mit besonderer Berücksichtigung Deutschlands. Daß der Verf. dabei an die rühmliche Haltung Mexikos angesichts des Anschlusses Österreichs durch Hitlerdeutschland erinnert, wollen wir zum Abschluß gern und dank­bar hervorheben. Rudolf Neck (Wien). Grenville J. A. S., Lord Salisbury and Foreign Policy. The Close of the Nineteenth Century. University of London, The Athlone Press 1964. X und 451 S. (University of London Historical Studies XIV). Die Arbeit Grenvilles zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß hier endlich einmal Außenpolitik nicht nur auf Grund der Aktenpublikationen untersucht wird, sondern ungedrucktes Archivmaterial in ungewöhnlicher Fülle verwertet ist. Die stattliche Liste der Quellen am Ende des Bandes nennt die Korrespondenz des Foreign Office, des Colonial Office, der Ad­miralty, des War Office, die Royal Archives Windsor, die Archive des französischen Außenministeriums, des Wiener Staatsarchivs, Mikrofilme der Akten des deutschen und des japanischen Außenamtes sowie die Privat­korrespondenz von zwölf maßgebenden Politikern, darunter Salisbury, Cham­berlain, Balfour und Lansdowne. Trotz dieser überaus intensiven Quellen­verarbeitung ist es dem Autor gelungen, ein Überwuchern des wissenschaft­lichen Apparates z.u vermeiden. Die Fußnoten verzeichnen nur die wichtig­sten Schriftstücke, aber man merkt deutlich, daß weit mehr Material aus­gewertet wurde. Die wichtigste Literatur ist jeweils bei den einzelnen Kapiteln verzeichnet.

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