Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Zeitgeschichte

692 Literaturberichte Deutschland und nicht mehr Preußen ist, für den der Krieg gegen Napoleon ein Volkskrieg ist, mußte Stein die Friedensregelung der europäischen Kabinette bitter enttäuschen. H. weist im übrigen daraufhin, daß bei Stein schon während des Kampfes gegen Napoleon das Verhalten der Bevölkerung der süddeutschen Staaten eine bittere Ernüchterung vorbereitet hat. Rudolf Neck (Wien). Katz Friedrich, Deutschland, Diaz und die mexikanische Revolution. (Die deutsche Politik in Mexiko 1870—1920). (Schriftenreihe des Instituts für Allgemeine Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin, Bd. 9). VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1964. 515 Seiten. In der umfangreichen Flut der Literatur über das Weltmachtstreben Deutschlands vor und im Ersten Weltkrieg, wie sie vor allem durch das epochemachende Werk von Fritz Fischer ausgelöst wurde (vergl. diese Zeit­schrift 15. Bd. 1962, S. 565 ff.), nimmt das vorliegende Buch, das aus einer Habilitationsschrift hervorgegangen ist, insofern einen besonderen Rang ein, als man sich hier zum ersten Mal genauer mit einem ferner und mehr am Rande gelegenen Teilgebiet beschäftigt. Die deutschen Expansionsbe­strebungen in Europa, Afrika, im Nahen und Fernen Osten sind bereits Gegenstand vielfacher Untersuchungen geworden. Über das Verhältnis des Deutschen Reiches zu den Staaten Lateinamerikas besitzen wir praktisch noch keine befriedigende Arbeit. Die umfangreiche Studie von K. wurde in Ostdeutschland verfertigt und ist trotz ihres — übrigens nicht übermäßig betonten — ideologischen Cha­rakters durchaus geeignet, diese Lücke wenigstens teilweise zu schließen. Dies umso mehr, als es dem Verfasser gelungen ist, eine unerhörte Fülle an ungedrucktem und gedrucktem Quellenmaterial zu verarbeiten. Neben vielen anderen Archiven wurde z. B. auch das Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv benützt. Darüber gibt der Autor nicht nur in seiner Einleitung Rechenschaft, sondern auch in den mehr als 2.000 Anmerkungen im Text sowie in dem 20 Seiten umfassenden Quellenverzeichnis am Ende des Ban­des, das ebenso wie das sorgfältig gearbeitete Register die Benützung des Buches sehr erleichtert. Die Beschäftigung mit den Beziehungen des Wilhelminischen Reiches zu Mexiko führt über das Problem des deutschen Imperialismus hinaus, da Mexiko überhaupt ein wichtiger Schauplatz der Kämpfe zwischen den euro­päischen Mächten und den USA. um den Einfluß in Lateinamerika war. K. schildert nicht nur diese Kämpfe in allen Phasen von 1870 bis 1920, son­dern geht immer wieder auf die inneren Probleme Mexikos ein. Dies trifft gleich auf das erste Kapitel zu, in dem sich der Verf. lang und breit über die Vorgeschichte des Landes, vor allem auch über die Zeit Maximilians und Juarez’ ausläßt. 1876 beginnt mit dem Staatsstreich des Generals Por- firio Diaz eine neue Epoche der inneren Politik Mexikos, die bis an den Vorabend des Ersten Weltkrieges heranreichen sollte. Vornehmlich die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte dieser inneren Entwicklung werden nun als Voraussetzung für das deutsch-mexikanische Verhältnis des Zeit­abschnitts gründlich untersucht. So sind es zunächst die Handelsbeziehungen, die in den Vordergrund der Betrachtung gerückt werden und hier vor allem der Kampf der Deutschen

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