Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
62 Alphonse Sprunck von Marlborough beständig nach allen Richtungen; ein baldiger Zusammenstoß mit dem Feind war zu erwarten. Am 12. Juni sandte Quiros dem Erzherzog die spanische Übersetzung eines Briefes, den er am selben Tage dem Prinzen Eugen geschrieben hatte. Erzherzog Karl hatte Quiros am 3. benachrichtigt, Graf Fuencalada (Foncalada) würde bald nach Brüssel kommen. Quiros versprach, alles zu tun, um dessen Aufträge zu erleichtern und militärische Hilfe für den Erzherzog zu erlangen. Er hob hervor, daß die Seemächte sich zwar über die Wiener Minister beklagten, aber in den Verhandlungen große Bereitwilligkeit zeigten, die österreichische Armee in Spanien zu unterstützen. Quiros selbst betonte in seinen Unterredungen mit ihren Vertretern, daß ihre Unabhängigkeit von Frankreich nur dann gesichert wäre, wenn der Erzherzog in den Besitz aller Länder der spanischen Monarchie käme. An den Prinzen Eugen hatte Quiros am 2. Juni geschrieben; schon vor einem Monat hatte er ihm einen Bericht über die Lage in den katholischen Niederlanden zugesandt. Quiros berichtete dem Prinzen, wie er Marlborough von Brüssel aus 14 Meilen entgegengereist war und wie er sich alle Mühe gegeben hatte, um nach der Niederlage von Almansa von ihm und den Generalstaaten Unterstützung für die österreichische Armee in Spanien zu erlangen. Einen Brief des Prinzen hatte er dem englischen General gleich nach Empfang gezeigt. Quiros erkannte den guten Willen der Verbündeten an, doch war nicht im geringsten zu erwarten, daß sie Truppen aus den südlichen Niederlanden nach Spanien senden würden. Die einzige Hilfe erwarteten diese von einem Einfall in Frankreich, wo eine Armee überwintern könnte. Aber Quiros hatte ihnen erwidert, ein solches Unternehmen könnte unmöglich zu gleicher Zeit durchgeführt werden mit der Absendung von Truppen nach Spanien und dem Feldzug gegen Neapel, den Österreich ganz gegen den Einspruch der Seemächte unternommen hatte. Um Aussicht auf Erfolg zu haben, mußte ein Einfall in Frankreich wenigstens zwei Monate lang vorbereitet werden. Prinz Eugen wünschte von der Königin von England die Erlaubnis, die Truppen in englischem Solde, die in den südlichen Niederlanden standen, nach Spanien zu senden. Quiros riet ihm ganz dringend, den Verbündeten ein Zugeständnis zu machen und einen Einfall in Frankreich vorzubereiten8). In Gegenwart von Quiros hatte der Staatsrat hierüber gesprochen mit Mafey, dem Gesandten des Herzogs von Savoyen, von dem man annahm, er würde seinem Monarchen darüber Bericht erstatten. Er selbst drängte weiter beständig auf Absendung von genügend Truppen nach Spanien, um wenigstens Katalonien zu retten, bis der Erzherzog genügend Mittel hätte, um Aragon, Valencia und Kastilien wieder zu erobern; vom Grafen Fuencalada erhoffte er nach dessen Ankunft wirksame Unterstützung in diesem Sinne. Bei der Königin von England wurden alle möglichen Vorstellungen erhoben, um den General Galloway aus Spanien abzuberufen und den