Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

KUN, Jószef: Das ungarische Kriegsarchiv

676 Archivberichte 3. Archivbestände der Militärgerichte. 4. Schriften der militärischen Institutionen, Schulen, Institute und Behörden. Außer den eben genannten verwahrt das ungarische Kriegsarchiv noch Familiennachlässe, verschiedenartige Sammlungen, Handschriften, Zeitun­gen und Druckschriften. Den größten zusammenhängenden Bestand bildet das Archiv des Gene- ralcommandos 9), das seine Tätigkeit 1740 begann und sozusagen bis 1883 ohne Unterbrechung wirkte. Im Jahre 1884 übernahm das „IV. Corpskom­mando in Budapest“ das Material und die modifizierte Funktion des Com­mandos; unter diesem Namen funktionierte es bis 1914. Zu den Akten des General-Commandos wurde noch das Material der juristischen Abteilung, des selbständigen Landes-Militärgerichtshofes (1802—1871) weiterhin der Genie- und Fortifikations-Direktion (1803—1894) angeschlossen. Der Ge­samtbestand des Archivs des General-Commandos besteht aus 11.466 Fas­zikeln. Diese große Menge von Schriften besitzt nicht nur einen kriegsgeschicht­lichen Wert, sondern bedeutet für die mit dieser Epoche sich beschäftigen­den Wirtschaftshistoriker, Rechtshistoriker und Kulturhistoriker eine wichtige Quelle. Auf dieses Material können auch diejenigen nicht verzich­ten, die sich mit der Entwicklung der ungarischen Gesellschaft beschäfti­gen oder das Nationalitätenproblem zum Thema ihrer Forschung gemacht haben. Nach den Akten des General-Commandos enthält das Archiv des König­lichen Ungarischen Landesverteidigungsministeriums (1867—1945) das reichste Material, ungefähr 10.000 Faszikel. In diesem Bestand ist das Ma­terial des Landesverteidigungsministeriums der bürgerlich-demokratischen Revolution und des Volkskommissariats für Kriegswesen der Ungarischen Räterepublik nicht erfaßt. In der Schriftensammlung des Ministeriums befinden sich die auf das Kriegswesen bezüglichen Verordnungen, Meldungen, Maßnahmen und Daten, die die Organisation der Honvédarmee betreffen. Die Betreuer des Materials kennen natürlich den Amtsbereich der einzelnen Abteilungen des Ministeriums und sind bereit, die einzelnen Fragen der Forscher eingehend zu beantworten. Die Schriften des nach der bürgerlich-demokratischen Revolution zu­standegekommenen Kriegsministeriums der Ungarischen Republik hingegen werden extra behandelt. (Schriften des Ungarischen Kriegsministeriums 1. November 1918—21. März 1919) und die Akten des Volkskommissariats für Kriegswesen der Ungarischen Räterepublik (21. März 1919—3. August 1919). Diese kurze, aber wichtige und an Erfahrungen reiche Epoche der ungarischen Geschichte wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten von den Forschern am meisten untersucht. 9) Eingehende Darstellungen des Archivs des General-Commandos: K. Lász­ló József: Das im Jahre 1740 errichtete General-Commando (Archivalische Mitteilungen, Jahrgang 1937.) Das Archiv des Ungarischen General-Commandos (Der Bericht des Kriegshistorischen Instituts 1957/1.) Übersicht des Materials des Königlichen Ungarischen Kriegshistorischen Archivs, Budapest, 1930.

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