Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 57 Am 30. Mai schrieb Erzherzog Karl an Quiros, wie der Kaiser und dessen wichtigste Minister, habe er selbst immer darauf gehalten, noch vor dem Abschluß eines Friedens mit Frankreich die Frage der Barriereplätze mit Holland zu regeln, unter der Voraussetzung, daß ein für beide Parteien billiges Abkommen möglich sei, und daß Holland bei einem Aufschub ohne Rücksicht auf die Interessen Österreichs mit Frankreich Frieden schließen könnte. Aber die Briefe, die Quiros sowohl an ihn selbst, als an Sinzendorf und Wratislaw geschrieben hatte, hatten ihn überzeugt, daß es vorteilhafter wäre, solche Verhandlungen aufzuschieben, bis er weniger von den Generalstaaten abhängig wäre und statt dessen besser von England und den Fürsten, an deren Grenzen die Barriereplätze liegen würden, unterstützt würde. Die Holländer wollten sich des Handels in den katholischen Niederlanden bemächtigen und eine Barriere aus dem ganzen Gebiet machen, in dem sie die Garnisonen und die Festungskommandanten einsetzen würden; auch könnten sie auf diese Weise jede Verbindung mit Deutschland und Spanien absperren, sogar im Lande selbst zwischen Termonde, Nieuport, Ostende, Luxemburg und Limburg. Solche übertriebene Forderungen wollte Erzherzog Karl niemals annehmen; er glaubte, die Holländer würden sie nur deshalb erheben, um bis zum Friedensschlüsse die vorläufige Regierung in den südlichen Niederlanden aufrecht zu erhalten und die Einkünfte daraus zu ziehen. Auch die Verbündeten würden den Generalstaaten nur Garnisonen in den Festungen an der französischen Grenze zugestehen, aber die Ernennung der Kommandanten und die Einkünfte aus der Umgebung dieser Städte ihm selbst überlassen. Der Erzherzog erhoffte eine Ausdehnung der katholischen Niederlande nach Süden. Die Errichtung von holländischen Garnisonen in andern Gebieten dieser Provinzen wäre ein Akt des Mißtrauens gegen Österreich, da ja das eigentliche Ziel der Generalstaaten war, Frankreich durch starke Grenzfestungen in Schach zu halten. Die Aufgabe, die flandrischen Hafenstädte und die Gebiete an der Reichsgrenze auch zum Vorteile Hollands zu sichern, wollte Erzherzog Karl selbst übernehmen. Die ganze Angelegenheit wollte er seinem Bruder, dem Kaiser Joseph, überlassen, da die große Entfernung zwischen Spanien und den südlichen Niederlanden ihn verhinderte, sich über diese Angelegenheiten genügend auf dem laufenden zu halten, zumal da er weder über einen eigenen Staatsrat, noch über einen solchen für Flandern verfügte. Am 23. Mai schrieb Quiros dem Erzherzog, der alte und kranke Kom- mandent der Zitadelle von Antwerpen, Luis de Borja Marquis von Tara- zena5) sei dem Tode nahe. Solch eine wichtige Stelle konnte nur ein Spanier bekleiden. Quiros hatte schon mit Marlborough über dessen Nachfolge gesprochen. Da die jetzige Regierung der katholischen Niederlande dem Erzherzog nicht unmittelbar unterstand, war für die Spanier und Flamänder, die aus dem Dienst Frankreichs in den Österreichs treten wollten, keine Fürsorge getroffen; daher wurden viele Offiziere, die in