Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

58 Alphonse Sprunck dieser Lage waren, nicht pünktlich bezahlt. Viele hätten Partei für den Erzherzog ergriffen, wenn Quiros ihnen wenigstens den Unterhalt hätte zusichern können. Einen Spanier, der die nötigen Eigenschaften für die Nachfolge von Tarazena besaß, konnte der Erzherzog deshalb in den katho­lischen Niederlanden nicht finden, die Versetzung eines Kommandanten aus Spanien oder Mailand war schwierig. In der Zitadelle von Antwerpen waren alle geheimen Papiere der Monarchie, die die südlichen Nieder­lande betrafen, untergebracht. Quiros riet dem Erzherzog, nach dem Ab­leben von Tarazena durch Vermittlung von Marlborough die Vertreter Hollands zu bitten, sie möchten ihm vorläufig die Zitadelle von Antwerpen anvertrauen. Am 2. Juni schrieb Quiros dem Erzherzog, Marlborough habe um baldige Übersendung von Vollmachten für den Empfang des Huldigungs­eides der Stände der einzelnen Provinzen gebeten. Quiros hatte in Gegen­wart von Lecherin mit ihm darüber gesprochen. Der englische General hatte zuerst behauptet, solche Vollmachten kämen eher Quiros als ihm selbst zu, da er nicht Katholik sei. Vielleicht wünschte der Erzherzog, Marlborough trotzdem als Zeichen seines Vertrauens solche zu gewähren. Da dieser aber vielleicht nicht nachgeben würde, schlug Quiros dem Erz­herzog vor, ihm außer einer Vollmacht für Marlborough auch eine für eine andere Vertrauensperson nach seiner Wahl zu übersenden. Eine solche Vollmacht für Quiros hatte der Erzherzog schon am 27. Mai in Barcelona unterzeichnet. Für diesen wichtigen Akt sollte er sich die Zustimmung von Marlborough und der Königin von England sichern. Am 7. Juli sandte der Erzherzog von Barcelona aus eine neue Vollmacht für ihn selbst und eine andere für Marlborough, um den Huldigungseid entgegen zu nehmen. Er erwartete, dieser würde bei seiner Weigerung bleiben, sowohl wegen seiner Religion, als auch, um den Hol­ländern keinen Grund zum Argwohn zu geben, er strebe nach der Herr­schaft über die südlichen Niederlande; gerade deshalb hatte Erzherzog Karl ihm nicht schon früher eine solche Vollmacht ausgestellt. Am 11. Juli bedankte sich Quiros beim Erzherzog für sein Vertrauen. Marlborough hatte ihm in Gegenwart von Lecherin gesagt, der Huldigungs­eid der südniederländischen Provinzen für den Erzherzog dürfe nicht länger aufgeschoben werden, da eine solche Verzögerung schon allgemeines Erstaunen erregte. Ob die Holländer derselben Ansicht waren, konnte Marlborough nicht versichern. Immerhin hoffte er, man könne sie durch geschickte Verhandlungen von der Notwendigkeit dieses Aktes überzeu­gen, der ihnen ihre angemaßte Verwaltung der Geldmittel, sowie die Be­setzung der Ämter in diesen Provinzen belassen würde. Quiros erbat von Erzherzog Karl weitere Anweisungen, da er nicht den Eindruck erwecken wollte, als ob er selbst oder ein österreichischer Minister sich um das Zugeständnis des Huldigungseides bemüht hätten; dieser Akt sollte für die Bevölkerung der katholischen Niederlande eine

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