Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
56 Alphonse Sprunck da diese am liebsten einen Einfall der Österreicher von Italien aus nach Frankreich gesehen hätten. Sie erklärten, auch die Truppen, die sie selbst nach Spanien senden wollten, müßten ersetzt werden, und sie erwarteten, der Erzherzog selbst würde energisch beim Kaiser eintreten, um von ihm Verstärkungen für seine Armee auf der iberischen Halbinsel zu erlangen. Mit Marlborough hatte Quiros lange Besprechungen geführt. Auch dieser hielt einen Angriff gegen Frankreich, von Italien aus, für notwendig; deshalb hatte er dem Grafen Mafey, dem Gesandten des Herzogs von Savoyen, geschrieben, die Truppen, die im Dienste der Seemächte standen, sollten dem Befehl des Prinzen Eugen unterstellt werden. Da die Hilfe des Erzherzogs äußerst wichtig war, wurde in den Besprechungen zwischen Marlborough und den Generalstaaten nur hierüber geredet. Quiros wußte nicht, ob auch Marlborough die vorläufige Regierungsform der katholischen Niederlande als schlecht ansehe, obwohl selbst die Vertreter der Generalstaaten wahrscheinlich dieser Ansicht waren. In Verhandlungen um die schwierige Einsetzung einer neuen, mit Persönlichkeiten von höherm Range, wollte Quiros sich nicht kümmern, da er auch von Neuerungen in diesem Sinne keine Vorteile erwartete3). An Sinzendorf schrieb Quiros am 20. Mai, die Verbündeten zeigten zwar gute Absicht, den Erzherzog in Spanien zu unterstützen, konnten aber vorläufig keine Truppen dorthin senden, trotzdem große Eile notwendig wäre, um Katalonien zu retten. Marlborough und die Generalstaaten erwarteten dringend einen genauen Bericht über die Ereignisse in Spanien. In Brüssel wußte man, daß der Kaiser auf Drängen der Seemächte den Plan eines Feldzuges gegen Neapel auf gegeben hatte, aber Marlborough war beunruhigt, daß er über die Beschlüsse der österreichischen Generäle noch keinen Bericht erhalten hatte. Für den Fall einer Wiederaufnahme dieses Unternehmens setzte Quiros den Seemächten die Gründe dafür weiter auseinander; ohne die Niederlage der Österreicher bei Almansa hätten sie nichts dagegen einwenden können. Quiros bat Sinzendorf um eine Abschrift des Bündnisvertrages mit den Generalstaaten, da er bei seinen Verhandlungen mit ihnen wissen mußte, ob ihnen dadurch die Provinz Geldern abgetreten würde. Auch die Verbündeten sahen die vorläufige Regierung der südlichen Niederlande als unvorteilhaft an und wünschten eine andere; sie diskutierten über Reformpläne, aber da von Anweisungen und Befehlen des Erzherzogs gar keine Rede ging, konnte keine Änderung für ihn von Vorteil sein, bis die einzige natürliche Anordnung getroffen wäre4). Da Quiros keinen Grund hatte, in diese Verhandlungen einzugreifen, begnügte er sich damit, alle Fragen ganz offen zu beantworten, mit der Absicht, die Einigkeit unter den Verbündeten zu wahren. Ihre Flotte sollte am 22. Mai nach dem Süden absegeln.