Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

30 Alphonse Sprunck reichischen Erzherzogs, die für ihn einen siegreichen Ausgang des großen Eingens unter den europäischen Großmächten erwarteten; auch ihre Inter­essen wollte er nach Möglichkeit gegenüber den Besatzungsmächten ver­treten. Der Hauptgrund, weshalb Quiros Partei für den Erzherzog Karl und nicht für Philipp von Anjou ergriff, lag wohl darin, daß er dem Hause Habsburg auch weiter dienen wollte; hierin dachte er im selben Sinne wie die Brabanter und Flamänder, die unzufrieden waren mit den zentralisti­schen Neuerungen, die in den kurzen Jahren der Besetzung ihrer Pro­vinzen durch Frankreich dort eingeführt worden waren 22); von Erzherzog Karl erwarteten sie die Achtung ihrer althergebracht(en Rechte. Auch viele Spanier waren mit der Einsetzung einer französischen Dynastie in Madrid unzufrieden23). Dazu kamen für ihn seine Streitigkeiten mit Max Emmanuel und Marie-Louise von Savoyen. In einem für Quiros ungünsti­gen Nachruf, der im März 1709 in der Zeitung von André Chevalier er­schien, warf ihm der unbekannte Journaljist vor, er habe als Gesandter des französischen Thronbewerbers im Haag diesem den Treueid geleistet und dessen Sache mit großem Eifer unterstützt, unter der Hand jedoch eine geheime Korrespondenz mit dem Almirante von Kastilien und dem Wiener Hof unterhalten24). Auf Drängen der englischen und holländischen Minister und einiger unzufriedener Spanier hätte er sehr viel zur Ernen­nung des Erzherzogs Karl zum König von Spanien beigetragen 25). Wie in kurzen Notizen ähnlicher Art ist wohl auch in diesem Zeitungs­artikel eines Franzosen die Rolle von Quiros in zu scharfen und geraden Strichen charakterisiert, abgesehen von der persönlichen Einstellung des Autors. Als Gegner von Max Emmanuel und Anführer einer Partei, die in den südlichen Niederlanden die Rechte der Habsburger verteidigen wollte, war seine Stellung im Kampfe zwischen Erzherzog Karl und Phi­lipp von Anjou für ihn kaum zweifelhaft. Wichtige Angaben über die Haltung von Quiros zur Zeit, als Brüssel von den Franzosen und Bayern besetzt war, finden sich in einer Wider­legung von Anklagen, die Joseph Calvo, ein politischer Abenteurer, im Jahre 1708 in einem Pamphlet gegen die damalige Regierung der südlichen Niederlande veröffentlicht hatte28). Dieser war um 1671 nach den spani­schen Niederlanden gekommen und hatte Pamphlete gegen die holländischen Generalstaaten, Adelsfamilien der katholischen Niederlande und hochge­stellte Persönlichkeiten der Wiener Regierung geschrieben. Marlborough und Heinsius hatten sich durch ihn täuschen lassen und ihn zum General­kommissär der spanischen Truppen in den südlichen Niederlanden er­nannt. Calvo hatte Quiros vorgeworfen, bei der Besetzung von Brüssel durch die Truppen der Seemächte eine zweideutige Haltung eingenommen zu haben, vor allem Leuten, die ihn um se|inen guten Rat gebeten hatten, solch unbestimmte Antworten gegeben zu haben, daß er als Anhänger des

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