Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 31 französischen Prätendenten gelten konnte. Der unbekannte Autor der Apo­logie von Quiros antwortete darauf, dieser habe seine Ratschläge nur ver­weigert in Fällen, wo er seine guten Gründe dazu gehabt hätte. Quiros sei in der ganzen spanischen Monarchie der treueste Anhänger des Hauses Österreich gewesen und hätte schon während der Regierung Karls II. Beweise von dieser Haltung gegeben. Calvo hatte Quiros vorgeworfen, er habe sich nach der Übergabe von Antwerpen an die Verbündeten am 6. Juli 1706 Zeugnisse ausstellen las­sen, daß er an dieser Niederlage der Franzosen keinen Anteil hatte; diese hätte er an den Sekretär Ludwigs XIV. und nach Madrid gesandt, um sich persönlich zu rechtfertigen. Tatsächlich hatte Quiros dem Festungs­kommandanten dieser Stadt, dem spanischen Marquis Tarazena27), jeden Rat vor der Ankunft der Engländer vor Antwerpen verweigert und ihm empfohlen, nur unter der Bedingung zu kapitulieren, daß diese Festung dem zukünftigen König von Spanien gehören müsse. Diese seine Hand­lungsweise hatte er mehreren Spaniern, auch solchen von der Partei des Herzogs von Anjou, mitgeteilt. Quiros war ke(in Freund der Franzosen gewesen, als diese Flandern, Brabant und Madrid besaßen; im Juli 1706, als ihre Lage sehr schlecht war, konnte er nicht damit rechnen, daß sie ihm die 450.000 Gulden bezahlen würden, auf die er noch für eine Dienst­zeit von sieben Jahren Recht hatte. Calvo hatte Quiros auch vorgeworfen, er habe dem „Mestre de Camp“ von Antwerpen jede Unterstützung verweigert, als dieser nach der Über­gabe der Zitadelle dem Hause Österreich seine Dienste anbot. Sein Ver­teidiger entgegnete, Quiros habe tatsächlich solche Angebote von Offizie­ren aller Grade erhalten, doch habe er sie abgewiesen, da es unmöglich war, sie in den südlichen Niederlanden wieder in ihre frühem Grade ein­zusetzen und ihnen die Gehälter weiter zu bezahlen, die sie vorher von Frankreich erhalten hatten. Ein solches Entgegenkommen wäre unklug gewesen. Calvo behauptete, Quiros unterhalte sehr freundschaftliche Beziehun­gen zu den französischen Kriegsgefangenen, die in Brüssel verblieben waren. Diesen verschaffe er Pässe, sodaß sie Korrespondenz mit Frankreich unterhalten könnten. Die Brüsseler Bürger seien darüber sehr ärgerlich. Anderseits hätte er Leuten, die nach der Schlacht bei Ramillifes für Öster­reich Partei ergreifen wollten, den Zutritt zu seinem Hause verweigert. Der Verteidiger von Quiros erklärte, es handele sich dabei ausschließlich um höfliche Beziehungen zu Kriegsgefangenen von hohem Adel. Quiros sollte öffentlich erklärt haben, auch im Falle, daß die Türken Brüssel besetzt hätten, wäre er dort verblieben, um seine Schulden zu bezahlen. Sein Verteidiger wies diese Anklage als Verleumdung ab; die Gründe, wieshalb Quiros in Brüssel nach der Besetzung der Stadt durch die Franzosen verblieben war, waren allgemein bekannt.

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