Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 29 Machtstellung einräumen wollte. Auch Merode-Westerloo erklärt im Ab­schnitt über den Rückfall Luxemburgs an Spanien, daß Quiros als ehr­licher Mann durch den bayrischen Kurfürsten viel zu leiden hatte. Tat­sächlich hatte dieser für seinen Gegner hohe Achtung und hätte ihn gerne zu seinen Mitarbeitern gezählt; er hatte ihn auch zum Mitglied mehrerer Regierungskommissionen ernannt20). Wie die beiden belgischen Historiker Joseph und Placide Lefévre her­vorgehoben haben, war der Haag in Folge der wichtigen Stellung Hol­lands in der Weltpolitik ein internationales Informationszentrum von erstem Range. Schon vor dem Tode Karls II. hatte Quiros Befürchtungen ausgesprochen, die spanische Monarchie würde aufgeteilt werden. Anfang Februar 1702 drangen die Truppen Ludwigs XIV. ohne Widerstand der holländischen Garnisonen in die Grenzfestungen der spanischen Nieder­lande und hatten bald diesie Provinzen ganz im Besitz. Die Generalstaaten erkannten dessen Enkel Philipp von Anjou als rechtmäßigen König von Spanien an. Quiros wollte in sein Heimatland zurückkehren, verblieb aber auf Befehl des französischen Prinzen im Haag, ohne eine genaue Stellung und ohne Gehalt, sodaß er in Armut lebte 2t). Aber bald geifiet er in Schwierigkeiten mit dem ersten Sekretär des Madrider Hofes, Jósé Perez de la Puente, sowie der Gemahlin des französischen Thronbewerbers, Marie- Louise von Savoyen, die vorläufig mit der Leitung der niederländischen Angelegenheiten betraut war. Als stolzer Hidalgo zog Quiros sich aus dem Dienst des französischen Prinzen zurück, begab sich mit einer Empfehlung der holländischen Generalstaaten für Max Emmanuel nach Brüsslel, wo ihn Erzherzog Karl am 9. Oktober 1706, als diese Stadt von seinen Verbündeten besetzt war, zu seinem Vertrauensmann bei Verhand­lungen mit ihnen ernannte. Genaue Anweisungen für sein Verhalten wur­den ihm erst am 23. Juni 1707 zugesandt. Für eiinen erfahrenen Diplomaten aus einer alten asturischen Adels­familie, der seine ersten Sporen am päpstlichen Hofe verdient hatte, die Lage in den katholischen Niederlanden seit 10 Jahren sehr genau kannte und immer viel Diensteifer gezeigt hatte, waren die Anweisungen des Erzherzogs über die Wahrung guter Beziehungen zu den verbündeten See­mächten, Propaganda für die Sache Österreichs, Einsendung genauer Be­richte über die Lage in diesen Provinzen vollständig überflüssig und er durfte sie nur als Ausdruck alter höfischer Überlieferung ansehen. Besser hätte er selbst ein genaues Programm seiner zukünftigen Pflichten und Tätigkeit aufstellen können. Für einen solchen Posten, der diplomatisches Taktgefühl, Erfahrung in Angelegenheiten der internationalen Politik und genaue Kenntnis der Zustände in den südlichen Niederlanden erforderte, konnte Quiros als der rechte Mann am rechten Platze gelten. Während die andern Spanier in den katholischen Niederlanden, genau wie ihre Vor­fahren aus der Zelit Philipps II., die Brabanter und Flamänder sehr ver­ächtlich behandelten, sah Quiros in ihnen treue Untertanen des öster-

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