Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges

28 Alphonse Sprunck eingenommen hatten. Nach den Memoiren des Grafen Merode-Westerloo konnte er diese Forderung durchsetzen trotz dem Widerstand des damali­gen Statthalters der spanischen Niederlande, des bayrischen Kurfürsten, sowie dessen Partei in Madrid und in der Brüsseler Regierung; diese hät­ten ihm hierfür mehr Schwierigkeiten gemacht als die Vertreter Lud­wigs XIV. Wahrscheinlich erwarteten die Franzosen, Quiros rechne mit dem Erwerb einer Herrschaft im Herzogtum Luxemburg und boten ihm deshalb eine solche von höhlerm Wert in Flandern an. Max Emmanuel und dessen Ratgeber empfahlen Quiros, dieses Angebot anzunehmen, aber er setzte seinen Plan dennoch durch. Wahrscheinlich kam er im Jahre 1698 selbst nach Luxemburg, wo ihm die Jesuiten des Kollegiums mehrere latei­nische Gedrehte mit Akrostichen, sowie Chronogramme überreichten17). Nach dem Frieden von Ryswyck verblieb Quiros als Vertreter Karls II. im Haag, von wo er häufig nach Brüssel reiste, um dem Madrider Hof genaue Berichte über die Lage in den spanischen Niederlanden zukom­men zu lassen ,8). Als Vertreter des Königs glaubte er sich auch berech­tigt, ohne Rücksicht auf Max Emmanuel sich in die innerjen Verhältnisse dieser Provinz einzumischen, so z. B. einen scharfen Konflikt der Brüsseler Zünfte mit ihrem Magistrat. Am 1. Juni 1699 sandte er dem Kurfürsten einen langen Entwurf über wirtschaftliche Neuerungen in den spanischen Niederlanden; er war fest überzeugt, daß die Brabanter und Flamänder die spanische Herrschaft jeder andern vorzogen. Als deutscher Reichsfürst, der in seinem Sohne den zukünftigen Erben der Monarchie Karls II. sah, wollte Max Emmanuel sich natürlich nicht auf dieselbe Stufe wie die frühem Statthalter der spanischen Niederlande stellen und wies jede Einmischung von Quliros scharf zurück. In einem langen Memorandum, das dieser dem Sekretär des Kurfürsten überreichen ließ, wies er nach, daß seine Vorgänger in London und im Haag ebenfalls das Recht hatten, sich in die Angelegenheiten der spanischen Niederlande einzumischen, und daß niemand ihn verhindern könne, seinem König mit gutem Rate beizustehen und auf seinem Posten eine rege Tätigkeit zu entwickeln. Max Emmanuel erklärte in einer Versammlung von Generälen und Ministern, Quiros sei für ihn nur ein Privatmann; er zwang sogar die Vorsteher der Brüsseler Zünfte, Jihn durch eine Bittschrift um eine solche Erklärung zu bitten. Der Streit zwischen den beiden verschärfte sich dadurch, daß der mit dem Kurfürsten unzufriedene Adel der spanischen Niederlande Quiros als Haupt einer nationalspanischen Partei ansah, die einem deutschen Reichs­fürsten mißtrauisch gegenüber stand19). Ein bayrischer Diplomat erklärte ganz offen dem kaiserlichen Gesandten in London, es sei Quiros allein zu verdanken, daß Max Emmanuel noch nicht die Herrschaft über die spani­schen Niederlande erlangt habe. In den Konflikten zwischen den beiden ergriff der schwache Karl II., soweit er sich darum kümmerte, bald für den einen, bald für den andlern Part0i, da er auch Quiros keine zu große

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