Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
SPRUNCK, Alphonse: Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat im Dienste des Hauses Österreich während des spanischen Erbfolgekrieges
Francisco Bernardo de Quiros, ein spanischer Diplomat 27 stand die Herrschaft des Erzherzogs Karl in den Niederlanden eigentlich nur auf dem Papier. Am 8. März 1707 sandte Baron Franz Kellers, Sekretär des Erzherzogs für die niederländischen Angelegenheiten, von Valencia aus an Francisco Bernardo de Quiros ein Beglaubigungsschreiben für die Königin von England und ein anderes für die holländischen Generalstaaten13). Zu gleicher Zeit erhielt er die Vollmacht, an allen Besprechungen von Ministern und Generälen der Seemächte teilzunehmen. Für seinen Unterhalt erhielt er eine Anweisung von 18.000 deutschen Gulden aus den Einkünften der katholischen Niederlande. In einem Schreiben an Kellers vom 1. März 1708 erklärte Quiros, er sei auch mit militärischen Fragen betreffend die Ausrüstung von Truppen und den Zustand der Festungen in den südlichen Niederlanden wohl vertraut, da er im letzten Kriege gegen Frankreich an allen Kriegsräten und militärischen Operationen teilgenommen hätte. Francisco Bernardo de Quiros, Graf von San Antolin, Mitglied des Rates von Kastilien und der spanischen Ritterorden, war am 4. Oktober 1650 wahrscheinlich in Asturien geboren, wie hervorgeht aus einer Bittschrift wegen eines Adelstitels, die er am 26. September 1708 dem Erzherzog Karl zusandte14). Durch einen gedruckten Nekrolog in spanischer Sprache erfahren wir, daß die Familie ihren Ursprung zurückführte auf einen griechischen Prinzen Konstantin, der zur Zeit des ikonoklastischen Kaisers Konstantin Kopronymos seine Heimat aus religiösen Gründen verlassen hatte. Unter den Fahnen Karls des Großen hatte dieser gegen die Lombarden gekämpft. Durch seine Heirat mit Galinda Bernardo, die mit den Königen von Frankreich und Kastilien verwandt war, kam er in Verbindung mit den edelsten Geschlechtern Europas. Einer seiner Nachkommen mit demselben Vornamen hatte 846 in einer Schlacht gegen die Araber dem König Ramliro I. das Leben gerettet. Seine Krieger hätten ihn mit dem griechischen Wort ischyros im Sinne von tapfer begrüßt, woraus der Name Quiros entstanden sei15). Die beiden Familiennamen Bernardo und Quiros wurden auf diese Weise miteinander verbunden 16). Die Mitglieder dieses Geschlechtes hatten im Laufe der Jahrhunderte den Königen von Spanien große Dienste geleistet. Der Wahlspruch lautete: Después de Dios, Quiros. Sie lebten meistens in Asturien und León. Francisco, der zukünftige Vertrauensmann des Erzherzogs Karl, war geboren als Sohn von Diego und Maria de las Alas. Seine Laufbahn begann er als Angestellter der spanischen Botschaft in Rom. Er erhielt die Würden eines hohen Rates dier spanischen Ritterorden und von Kastilien, eines Kammerherrn von Indien und eines Kriegsrates. Als Vertreter Karls II. im Haag seit 1692 nahm er te(il an den Friedensverhandlungen von Ryswyck im Jahre 1697; dort errang er einen großen diplomatischen Erfolg, indem er von Frankreich die Rückgabe der wichtigen Festung Luxemburg durchsetzte, die die Truppen Ludwigs XIV. im Jahre 1684