Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 263 fend, den Hofkonzipisten Johann Mühlbauer eigens als Konsul nach Bahia mit dem Auftrag, über die Aussichten und die Chancen des Brasilien­handels laufend zu berichten. Mühlbauer sollte, wie einst der Rumburger Kaufmann Wenzel Bergner, auch das Land bereisen und es in handelspoli­tischer Hinsicht erfassen ,2S). Die Installierung eines gut funktionierenden Konsularbeamtenstabes war für den Fortschritt des österreichischen Brasilienhandels von eminenter Bedeutung, zumal die österreichischen Schiffskapitäne, wie die diplomati­schen Vertreter leider immer wieder feststellen mußten, einer sachkundigen Führung bedürfen, da ihnen in Brasilien alles fremd ist. „Unsere Handels­leute und Schiffskapitäne brauchen mehr als alle anderen, daß man ihnen an die Hand gehe, denn selbe scheinen vollkommen unbehilflich zu sein, sobald sie aus dem mittelländischen Meere kommen“ 12 * * * 129). Diese Hilfe kann ihnen aber nur vom Konsul kommen, weshalb es von entscheidender Wichtig­keit war, daß wenigstens in jedem größeren Landeplatz ein k. k. Handels­agent sich um die österreichischen Schiffe und Schiffsmannschaften an­nahm. 1833 war Österreich bereits in folgenden brasilianischen Küsten­städten vertreten: Bahia, Pernambuco, Rio de Janeiro, Santos, Porto Allegre und im Verlaufe der nächsten Jahre kamen noch dazu Cearä, Rio Grande do Sul, Para und S. Luiz de Maranhäo. Damit war das Konsulats­wesen in ausreichendem Maße aufgebaut, wenn es auch an der Tatsache krankte, daß es sich durchwegs nur um Honorarkonsulate handelte. Aus diesem Dilemma fand aber die österreichische Vertretung nicht heraus: 12S) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz. 20, Weisung vom 2. Dez. 1829. Er­nennung Mühlbauers zum k. k. prov. Konsul in Bahia. Mit der Ankunft Mühl­bauers erlischt die Funktion des Karl Buscheck. Mühlbauer richtete im Novem­ber 1830 (vgl. Fasz. 21, Bericht Nr. X.) einen umfassenden Bericht über die Handelslage und die Handelsaussichten in Brasilien an die Hofkammer. Mühl­bauer sollte das Land bereisen und ausgedehnte Marktforschung betreiben, aber leider war es diesem fähigen Beamten nicht vergönnt, seine Mission zu erfüllen, er erkrankte schwer und mußte bereits 1831 mit Anzeichen geistiger Verwir­rung nach Europa zurückgeschickt werden. Das Haus Buschek übernahm nach seiner Rückkehr wieder die Konsulatsfunktionen in Bahia. 129) Ebenda, Fasz. 20, Bericht Nr. 3 A ddo. 6. Mai 1829 mit einer ausführ­lichen Eingabe Scheiners an das k. k. Central-Seegubernium in Triest, in der er Ratschläge für einen erfolgreichen Start im Brasilienhandel erteilt. „Es ist aber der Kaufleute und Reeder ihre Sache, den Weg, den sie betreten wollen, kennen zu lernen, von Vorurtheilen abzustehen und sich in die Lage der Dinge zu schicken. Ich bin ihnen übrigens gerne dazu behilflich, wenn sie sich auch nur einzeln an mich wenden“ ... Scheiner berichtet dann von den Aufgaben, denen er sich als k. k. Konsul gegenübersieht „es gibt hier eine große Anzahl Deutscher und Italiener, worunter sich viele k. k. österr. Unterthanen befinden, aber fast alle suchen Schutz bei diesem Konsulate, indem sie entweder vorgeben, sie seien Österreicher oder hätten hier keinen Konsul wie z. B. Darmstädter, Württem- berger, Piemonteser etc. Es sind meistens arme Menschen als Matrosen, ver­abschiedete Soldaten, Kolonisten, Krämer, Handwerker und dergleichen. Schon die Pflicht der Sittlichkeit erheischt, ihnen mit Anstand zu begegnen, sie zu berathen und, wenn sie sich legitimieren, ihnen auch eine kleine Hilfe nicht zu versagen.“

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