Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BENNA, Anna Hedwig: Doppelspionage im Türkenjahr 1683
18 Anna Hedwig Benna von Wechseln, die in Amsterdam einlösbar waren, erhalten hatte9*), reagierte genau so, wie man es von ihm erwartet hatte. Er begab sich auf Reisen. Schon im November hatte er dem Erzbischof über eine geplante Reise nach Utrecht und Köln berichtet93 94).Als Dunod ihn Anfang Dezember in Amsterdam treffen wollte, stand er gerade im Begriffe, sich nach Hamburg zu begeben. Witterte er in Mr. Francois Perrin einen Abgesandten des Erzbischofs von Prag oder hatte er mit Hilfe seiner Helfershelfer bereits den Ursprungsort des Fremden eruiert? Er zog es jedenfalls vor, Mr. Perrin sein Bedauern darüber, ihn nicht in seinem Quatier angetroffen zu haben, schriftlich auszusprechen und sich auf einige Tage nach Hamburg zu begeben95). Erst als Dunod mit seinem Anliegen herausrückte, bequ ernte er sich zur Rückkehr nach Amsterdam96). Die Einladung Dunods, mit ihm nach Prag zu reisen, schlug er mit dem Bemerken, noch auf Antwort von Leuten, die auch Dunod bekannt seien, warten zu müssen, aus. Er wolle aber Dunod nach Nürnberg Nachricht geben, wie man sich der als Warensendung getarnten Geldfracht, für die Verschwörer am Kaiserhof und in Prag, in Hamburg bemächtigen könnte 97). Brechthal ließ es nicht zum äußersten kommen, er vermied es, sich von Dunod festnehmen und nach Linz bringen zu lassen, sondern zog es vor, Dunod die lange Zeit von ihm als Druckmittel für Zahlungen des Erzbischofs von Prag verwendeten Beweisstücke für den Verrat der Geheimen Räte zu übergeben 98). Mit diesen zweifelhaften Beweisen trat Dunod Ende Dezember die Heimreise nach Prag an und überbrachte sie im Jänner 1684 dem Kaiser. Über die Provenienz dieser Stücke konnte kein Zweifel sein. Schon der Erzbischof erkannte, daß sie von der Hand Brechthals stammten99). Eine paläographische Untersuchung kann diese Ansicht nur bestätigen und noch hinzufügen, daß sich der angebliche Brechthal nicht einmal die Mühe machte, das Antwortschreiben Colberts de Croissy mit einem anderen als seinem eigenen Lacksiegel zu verschließen. Der Revers der Grafen Koenigsegg und Kaplif für Colbert de Croissy vom 10. März 1683 zeigt die gleichen Hände am Werk wie die Korrespondenzen Brechthals mit dem Erzbischof von Prag. Für die verschlüsselten Teile dieses Schreibens wurde Abeies Chiffernschlüssel verwendet. Der Klarschrifttext stammt 93) 1683 November 16. Brechthal an Erzbischof von Prag (ebenda). 1683 November 27. Erbischof von Prag an Brechthal (ebenda. Abschrift). 94) Vgl. oben Anm. 88. 95) 1683 Dezember 3. Amsterdam (ebenda, Original, eigenhändig). 96) 1683 Dezember 11. Hamburg (ebenda, Original, eigenhändig). 97) 1683 Dezember 20. Amsterdam (ebenda, Original, eigenhändig). 98) 1683 März 10. Revers der Grafen Kaplif und Koenigsegg, (ebenda, Fälschung. Verschlüsselter Text und Auflösung in Klartext). Das Begleitschreiben zum Revers, vom 12. März 1683, trägt auf der Rückseite den Vermerk: Nachrichten und Briefe in betref einer conspiration wieder das leben des Kaysers Leopold undt dero allerdurchlauchtigsten familie de anno 1683. N. 17 (getilgt daneben 33), unten rechts einen Rotstiftvermerk nr. 368. ") 1684 Jänner 17. Erzbischof Johann Friedrich von Prag an Kaiser Leopold I. (ebenda. Eigenhändig).