Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

244 Richard Blaas der im Juni 1819 seinen 18jährigen Sohn durch Tod nach kurzer Krankheit verloren hatte, verließ Rio de Janeiro Mitte April 1821 und legte im September der Handelskommission in Wien persönlich seinen Schlußbericht vor 87). Die Maßnahmen des Gesandten Bergner gegenüber wurden durch die Weisung der Staatskanzlei vom 23. Jänner 1821, die Stürmer im März, als er die Heimbeförderung des Bergner beschlossen hatte, noch nicht kannte, vollauf gerechtfertigt. In dieser Weisung wurde ihm nämlich die Heim­sendung des Bergner ausdrücklich aufgetragen 88). Der Handelsvertrag war durch die politischen Ereignisse in Por­tugal und Brasilien nicht nur außer Diskussion, er war in weite Ferne gerückt, da man nicht nur am königlichen Hof in Rio de Janeiro wenig Neigung zeigte, darüber zu verhandeln, sondern auch in der österreichischen Staatskanzlei keinen besonderen Wert mehr darauf legte, diesbezügliche Einleitungen zu treffen. „Schließlich glaube ich Euer Hochwohlgeboren“, unterrichtete Metternich den Gesand­ten, „bemerken zu sollen, daß, wenn es schon zur Zeit ihrer Abreise von hier schwer hielt, dieselben mit bestimmten und umständlichen Instruk­tionen in Bezug auf die mit dem brasilianischen Hofe rücksichtlich unserer Handelsverhältnisse anzuknüpfenden Verhandlungen zu versehen, diese Schwierigkeiten seit der in Portugal eingetretenen Umwälzung und den daraus für den Hof von Rio de Janeiro entspringenden Verwicklungen sich ungemein vermehrt haben“. Was man noch allenfalls zu erreichen hoffte, war ein Übereinkommen über die gegenseitige bevorzugte Behandlung be­stimmter Warengattungen. Außerdem sollte die Gesandtschaft nach Ab­gang des Wenzel Bergner durch die Bestellung eines Konsuls von den reinen Handelsagenden entlastet werden. Die Gesandtschaft sollte ver­suchen, für diesen Posten den Handelsmann Johann Weber zu gewinnen, der nach Auskunft seines Bruders noch zwei bis drei Jahre in Bra­silien zu bleiben gedenke. Weber sollte die Konsulatsfunktionen ehrenamt­lich übernehmen, ein fixes Gehalt war für ihn nicht vorgesehen. „Das von der k. k. Mission in Brasilien dem genannten Handelsmann ertheilte rühm­liche Zeugniß“, erklärte die Staatskanzlei, „die vielseitigen und gründlichen 87) Hofkammerarchiv, KHK. rote Nr. 1267, ZI. 635 ddo. 25. Sept. 1821. — W. Bergner schildert in seinem Schlußbericht anschaulich seine Ankunft in Rio de Janeiro: „Die Empfindungen, die sich einem Nordeuropäer bei Ankunft in Rio de Janeiro in den ersten Wochen aufdrängen, sind nichts weniger als an­genehm; die Sommerhitze, die Sandflöhe, die Mosquitos plagen seinen Körper, die Baratten zernagen ihm Lederwerk, Wäsche und Kleidung, die tausende von kleinen Ameisen verderben ihm die Nahrungsvorräte, er muß in einem Miets­haus absteigen und lebt da so theuer wie in London, für Wohnung, Wäsche, Kost muß er wenigstens dreimal mehr als bei uns bezahlen; hat er keine Kenntnisse von Portugiesisch, so ist er gar übel dran und ist er Kaufmann und bringt Waaren mit, so kann er, wenn er nicht an besonders gute Häuser empfohlen ist, auf einen sicheren Verlust rechnen.“ Vgl. auch ebenda ZI. 745 ddo. 14. Nov. 1821. 88) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz. 8, Weisung vom 23. I. 1821 und Bericht Nr. 12 C vom 5. Mai 1821.

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