Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels
234 Richard Blaas Ende 1818 instruiert: „zugleich wollen E. Hochwg. sich angelegen sein lassen, über den Sinn, in welchem die Gutachten der Junten abgefaßt sein dürften, verläßliche Erkundigungen einzuziehen, indem man erst nach Ein- langung dieser Auskünfte und nachdem die allfälligen Anträge und Wünsche der brasilianischen Regierung bekannt sein werden, in Berathung ziehen kann, ob und welche Konzessionen unsererseits den brasilianischen Produkten vorzugsweise einzuräumen wären“ 63 * * * ). Die Stellungnahme der Handelsjunta von Lissabon hatte sich die Kommerzkommission durch den österreichischen Vertreter in Lissabon, den Grafen Bombelles, zu verschaffen gewußt, sie war für den österreichischen Handel nicht günstig, da die Hauptabsicht der Lissaboner Handelsleute dahin ging, den Hafen von Lissabon zum Stapelplatz für den Österreichhandel zu machen und damit den Brasilienhandel wieder über Lissabon umzuleiten °4). In Rio de Janeiro hatte der Gesandte Neveu die Ankunft des österreichischen Schiffes Iginio dazu benützt, um wenigstens eine vorübergehende und provisorische Zollerleichterung für die österreichische Handelsflagge zu erwirken, wenn schon ein förmlicher Vertrag vorläufig nicht erreichbar war. Der König machte ihm zwar allgemeine Zusicherungen, aber ein wirklicher Erfolg war auch dieser Demarche nicht beschieden, weil der Marineminister, Conde dos Arcos, sich entschieden gegen den österreichischen Antrag stellte05). Vollends ins Stocken aber gerieten die Verhandlungen, als Neveu ganz unerwartet nach kurzer Krankheit am 26. Februar 1819 in Rio de Janeiro starb08). Der junge Botschaftskommis, Theodor von Kast, der nunmehr die österreichische diplomatische Vertretung in Brasilien repräsentierte, war natürlich nicht in der Lage, Verhandlungen zu führen, bemühte sich aber, über den Stand der Angelegenheit auf dem Laufenden zu bleiben und soviel in seiner Macht lag, ein völliges Ruhen der Verhandlungen zu verhindern. „Der König ist sehr geneigt“, berichtete er am 18. April 1819, „unseren Handel zu unterstützen und Höchstderselben Gesinnung für Österreich sind wirklich mehr als günstig, aber es scheinen uns andere im Stillen entgegenzuarbeiten und jede nähere Handelsberüh63) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz. 5, Weisung vom 16. Dezember 1818. °4) Hofkammerarchiv, KHK. rote Nr. 1254, ZI. 243/C. P. ddo. 12. April 1818. — Graf Bombelles hat von Lissabon eine Kopie des vor kurzem von mehreren portugiesischen Handelsleuten übereichten Promemoria eingeschickt, das diese der Handelsjunta wegen des öster. Handelsvertrages übergeben hatten. °5) Ebenda. Fasz. 6, Ber. nr. 3 F (Chiffre) ddo. 20. Februar 1819. „Le Roi auquel j’ai parié itérativement de cette affaire (traité de commerce) m’a répondu favorablement mais en termes généraux et je crains que ma démarche ne reste sans succés. Nous avons ä cette égard un nouvel ennemi ä combattre dans la personne de Mr. le Comte de Dos Areos, qui est contraire ä nos vues. 6e) Über die Krankheit und den Tod Neveu’s, der wahrscheinlich an Typhus starb vgl. den Bericht des Botschaftskommis Kast vom 6. III. 1819 nr. 2 und den diesem Bericht beiliegenden Brief des preußischen Gesandten Graf von Fleming an Metternich über die letzten Stunden Neveu’s und die Gründe für die Zerrüttung seiner Gesundheit.