Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BLAAS, Richard: Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels

Die Anfänge des österreichischen Brasilienhandels 235 rung mit Brasilien zu vernichten“. Die Handelsjunta in Rio de Janeiro war, wie Kast aus sicherer Quelle zu erurieren vermochte, hinsichtlich des Han­delsvertrages mit Österreich völlig in sich gespalten: ein Teil befürwortete ein dem englischen Vertrag ähnliches Abkommen, eine zweite Gruppe war für einen Vertrag, jedoch ohne wesentliche Zugeständnisse, und endlich eine dritte Partei war grundsätzlich gegen jeden Abschluß eines neuen Handelsvertrages und der Ansicht, daß der Abschluß eines Handelsvertra­ges mit Österreich unweigerlich andere Staaten auf den Plan rufen würde, die dann mit ähnlichen Ansinnen hervortreten möchten. „So berechtigen mich“, schloß Kast seine Ausführungen, „alle Umstände zu folgern, daß es noch lange hergehen wird, unseren Wünschen ernstlich zu entsprechen“ °7). Trotz des Fehlens einer handelspolitischen Regelung war der öster­reichische Brasilienhandel nicht gerade vehement aber doch merklich belebt angelaufen. Die im August 1818 von Triest ausgelaufene Brigg «Iginio» war nach einer mühsamen 125 Tage dauernden Reise am 21. Jänner 1819 in die Bucht von Rio de Janeiro eingelaufen08). Der österreichische Ge­sandte Neveu bemühte sich sofort sowohl bei einer mündlichen Vorsprache beim König selbst als auch durch eine offizielle Note an das Ministerium, in der er auf das Dekret vom 2. September 1817 bezugnahm, das den öster­reichischen Waren Zollsenkung gewährt hatte, auch für diese Waren­sendung eine Zollsenkung zu erwirken, indem er ausdrücklich darauf hin­wies, daß der Handelsstart gar nicht hätte unternommen werden können ohne die Hoffnung darauf, daß man in Brasilien Österreich die gleichen Bedingungen gewähren werde wie dem anderen viel stärkeren und mächti­geren Konkurrenten nämlich England. Eine positive Erledigung dieser seiner Note erlebte der Gesandte nicht mehr, aber auch der Handelsmann Weber, der die Warenladung zu übernehmen hatte, mußte die Hoffnung auf eine günstige Erledigung aufgeben und bezahlte die 24% ige Zollabgabe, um möglichst bald mit dem Verkauf und dem Einkauf der Rückladung beginnen zu können °9). 67 68 67) St.K. Dipl. Korr. Brasilien, Fasz, 6, Bericht nr. 7 B, ddo. 18. April 1819. „Vergebens hielt man wiederholte Sitzungen, die den Zweck der allgemeinen Willensvereinigung hatten, sie kam nicht zu Stande und so wurde der König zum obersten Tribunalrichter gewählt und jegliche drei Meinungen seiner Ein­sicht unterworfen. Wie ich nun höre, befinden sich wirklich diese gutachtlichen Äußerungen der hiesigen Junta auf der Staatssekretärie der Auswärtigen An­gelegenheiten, vor der Hand ist auch nicht im Geringsten die Rede davon“. 68) Ebenda, Bericht nr. 1 B ddo. 26. I. 1819. 60) Ebenda, Bericht nr. 3 F 20. II. und nr. 7 B ddo. 18. IV. 1819. — Auf seine Note vom 28. I. 1819 — Kopie als Beilage beim Bericht nr. 7 B — hatte Neveu keine Antwort erhalten, ebenso waren seine persönlichen Vorsprachen beim König ohne sichtbaren Erfolg geblieben. Man hatte zwar versprochen, die österreichische Flagge besonders zu berücksichtigen, aber geschehen war nichts, um den österreichischen Handel gegen die „concurrens d’ailleur trop formidables par l’immensité et la facilité de leurs moyen“ d. i. die Engländer zu unter­stützen.— Herr Weber, auf dessen Rechnung die «Iginio» die Fahrt unternommen

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