Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

RAUCHENSTEINER, Manfried: Das sechste österreichische Armeekorps im Krieg 1809. Nach den Aufzeichnungen des FZM Johann Freiherr von Hiller (1748–1819)

152 Manfried Rauchensteiner Ich machte die Anzeige, daß, nach den während meines Aufenthalts in Salzburg am 30. und 31. März eingegangenen zuverlässigen Nach­richten, sich aus dem Benehmen der Bayern schließen lasse, daß selbe nicht willens, weder die Veranstaltungen zu treffen, noch Tirol hart­näckig verteidigen zu wollen, und daß die Tiroler nur auf unsere Vor­rückung warten, um sogleich alle zu den Waffen zu greifen. — Wei­tere Nachrichten, welche mir eingegangen, daß die Aufstellung der bay­rischen Truppen noch zur Stunde ausgedehnt sei und nur dahin ginge, die Übergänge des Inns zu beobachten. Daß eine Bewegung von unseren Truppen bei Lauffen die Bayern würde aufmerksam machen und einen Übergang über den Inn erleichtern. Den 6. April, als ich in Mattighofen eingerückt war, erhielt ich den Befehl vom E. H. Generaliss. K. H. nebst dem Obristen Cholitz vom Gen. Qu art.-Meister Stab, den 8. April in der Früh bei S. K. H. einzutreffen. Am 8. April in der Früh, nachdem sämtliche Korps-Kommandanten des 3., 4., 5., und 6. Armeekorps, dann des 1. Reservekorps nebst dem FML Jellachich versammelt waren, erließen S. K. H. der Erzhzg. Gene­raliss. durch den FML Prohaska, der die General Quartier-Meister Dienste vertrat, die Disposition für den 10. und 11. April, welche jedem der Generale mitgegeben worden war, mit dem Bemerken, daß es jedwedem freistehe, die nötigen Bemerkungen machen zu können. Ich nahm mir die Freiheit, dem E. H. Generaliss. K. H. folgende Vorstellung zu machen: nach allen eingegangenen zuverlässigen Nachrichten wären vom Feind noch nirgends keine Truppen versammelt, als welche man bereits wüßte, nämlich Massena mit seinem Korps in der Verschanzung bei Augsburg, Bernadotte und Davoust mit ihren Korps in Franken, die Bayern gegen die Oberpfalz und etwas mit den Franzosen gemischt in Tirol, eine klei­ne Garnison in Passau und dasjenige, was gegenwärtig erst ausgehoben und in zwei Divisionen formiert werden soll, so zwar, daß die ganze feindliche Macht, welche diesen Augenblick in Deutschland bereitsteht, höchstens — auf verschiedenen Punkten — 140.000 Mann betragen kann. Ich bat daher S. K. Hoheit, anstatt daß er mein Korps mit Deta­chierung des FML Jellachich seiner Division so schwäche, mir zu er­lauben, daß ich mit meinem ganzen Korps durch Tirol nach Füssen operieren dürfte. Ich verbürgte meine Ehre, nachdem mir Tirol bekannt, nachdem ich die sichere Nachricht, daß die Tiroler nur auf eine solche Erscheinung warten, um sodann vereint mit mir die Waffen zu ergreifen, daß ich binnen 8 Tagen mit dem ganzen Korps in Füssen eintreffen und den Massena zwingen werde, Augsburg zu verlassen. Ich stützte diesen meinen Vortrag auf die vorläufige, während meines Aufenthalts in Salz­burg vor kurzer Zeit dieserwegen eingeholten Nachricht, daß mir der so geschwinde Marsch durch Tirol bis nach Füssen gelingen müßte, weil ich vom Land mit Fuhren und Naturalien, ja mit allem möglichen unter­stützt zu werden das: Versprechen hätte. — Ich sagte dem E. H.Generaliss.

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