Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BENNA, Anna Hedwig: Doppelspionage im Türkenjahr 1683
8 Anna Hedwig Benna von Prag Geld abzunehmen, sondern versuchte auch, in der nächsten Umgebung des Kaisers von seinem angeblichen Wissen Kapital zu schlagen. Ob er mit der Kontaktnahme mit Abele seiner eigenen Sache einen guten Dienst erwies, bleibt dahingestellt. Abele dürfte kaum der Mann gewesen sein, der sich von seinen Agenten täuschen ließ. Dazu besaß er aus der Zeit seiner engen Mitarbeiterschaft beim Hofkanzler Hocher zu viel Erfahrung. Zusammen mit Hocher, offenbar als dessen rechte Hand, führte er die Untersuchungen und Verhöre gegen die ungarischen Magnaten, den Banus Zrínyi und den Grafen Tattenbach29) und vor allem auch gegen den in Köln verhafteten und nach Österreich entführten französischen Hauptagenten Wilhelm Egon von Fürstenberg30). Zusammen mit seinem Vetter, dem innerösterreichischen Geheimen Sekretär Stefan Andreas von Werdenburg, der offenbar nach Abeies Avancement zum Hofkammerpräsidenten nach dem Sturz Sinzendorfs in verstärktem Maße den geheimen Geschäften, Korrespondenzen, Chiffrierung, Intercipierung, Untersuchung verdächtiger Korrespondenzen, verhafteter Spione und verdächtiger fremder Personen, nachging31), führte Abele in aller Stille Verhaftung, HausNeckar 1648—1715, ein kurpfälzischer und österreichischer Staatsmann (1923), 146, 158, 163), obwohl nur Hof Sekretär, hatte er doch alle secreta der Geheimen Konferenz (vgl. Schwarz, The imperial privy council, 185). Als Referendar der Geheimen Konferenz spielte er die Rolle eines Zwischenträgers zwischen dem Kaiser, den Mitgliedern der Konferenz und vor allem P. Emerich Sinelli (vgl. Kirchberger, a. a. O., 34, 120, 129, 147, 171, 172). Nach dem Sturz des Grafen Georg Ludwig von Sinzendorf 1679, wurde ihm die Leitung der Hofkammer übertragen, die er, alt und müde geworden, im März 1683 niederlegte [vgl. Adam Wolf, Die Hofkammer und Kaiser Leopold I., SB Wien 1853, 480, 481. Krones, ADB 1, 17. Beda Dudik, Pater Bernard Brulig’s Bericht über die Belagerung der Stadt Wien im Jahre 1683, AÖG 3 (1850), 265, 266. Joseph Maurer, Cardinal Leopold Graf Kollonitsch, Primas von Ungarn, sein Leben und sein Wirken (1887), 119, 134, 135]. In seinen letzten Lebensjahren war A. noch in verschiedenen Kommissionen, die sich mit der Verwaltung der neueroberten ungarischen Gebiete befaßten, tätig [vgl. Maürer, Kollonitsch, S. 173. Johann Newald, Beiträge zur Geschichte der Belagerung von Wien durch die Türken im Jahre 1683, Hist. Stud. 2 (1884), 7, Anm. 2, 137—39], Zu Abele vgl. Krones, ADB 1 (1875), 17. Heinrich Benedikt, NDA 1 (1953), 14. 3») Vgl. Wolf, Lobkowitz, 273, 288, 291, 310—311, 315, 321, 323—24. Franz Krones, Beiträge zur Geschichte des Tattenbachschen Prozesses, Mitt. d. Hist. Ver. Steiermark 12 (1863). Em. Lilék, Kritische Darstellung der ungarischkroatischen Verschwörung und Rebellion (1928—30). Redlich, Weltmacht des Barock, 209. 3°) Vgl. Spiegel, a. a. O., S. 63. 31) 1705 Mai 30. Adelsstandverleihung für Christoph Ignaz und Joseph Ludwig von Werdenburg, Söhne des 1694 verstorbenen Hofrates und geheimen Sekretärs der innerösterreichischen Lande Stephan Andreas von Werdenburg (Allgemeines Verwaltungsarchiv, Adelsakten. Konz.). In diesem Diplom werden auch Werdenburgs Dienste als Kabinettssekretär Kaiser Leopolds in suis negotiis erwähnt. Zu den Anfängen des Kabinettssekretariates im 18. Jahrhundert vgl. Fritz Reinöhl, Gesahichte der k. k. Kabinettskanzlei, MÖSTA Erg. 7 (1963), 10 f.