Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

RAUCHENSTEINER, Manfried: Das sechste österreichische Armeekorps im Krieg 1809. Nach den Aufzeichnungen des FZM Johann Freiherr von Hiller (1748–1819)

Das sechste österr. Armeekorps im Krieg 1809 151 Den 20. März erhielt ich von dem E. H. Generaliss. K. H. den Befehl, infolge dessen alles wieder in seiner ersten Bestimmung aufgestellt wurde. Wegen dem Brückenschlag und Errichtung des Tete de Ponts wäre das Nötige eingeleitet und so war ich beruhigt und unterlegte darüber Bericht, in welchem ich S. K. H. den E. H. Generaliss. über die Position von Haag und Lambach aufmerksam zu machen und selbe herstellen zu lassen mir die Freiheit nahm. — Obwohl der Feind vermög aller eingegan­genen Nachrichten noch keine solche Aufstellung genommen hatte, aus wel­cher man dessen Operationen hätte wahrnehmen können, so wäre es doch keineswegs zu zeitlich, daß selbiger alles mögliche anordnen werde, seine künftigen Operationen gegen Wien zu richten, um sich durch den Besitz dieser Hauptstadt unserer Resoucen zu bemächtigen und für sich nun zu finden, und dessentwegen nahm ich mir die Freiheit, die zur Sicher­heit des Rückens bei einem unglücklichen Ereignis so notwendigen Ver­teidigungsarbeiten in Erinnerung zu bringen. — Den 22. März erhielt ich vom E. H. Generaliss. K. H. die Marsch Disposition, vermög welcher ich demnach mit dem 6. Armeekorps den 3. April in Neumarkt in der engsten Kantonierung aufgestellt sein mußte. — Zu dieser Zeit erhielt ich auch die zuverlässige Nachricht aus Tirol, daß die Einwohner dieses Landes sich ohne Scheu öffentlich erklären, an Österreich anzuschließen und nur auf den ersten Augenblick warten, wenn die österreichischen Truppen in dieses Land einrücken werden, um mit ihnen gegen Frank­reich und desselben Alliierte gemeinschaftliche Sache zu machen. Den 28. März erhielt ich mittels Kurier den Befehl vom E. H. Gene­raliss. K. H., daß sich das 6. Armeekorps und das 2. Reservekorps bei Braunau versammeln werde, daß aber FML Jellachich mit seiner Divi­sion, bestehend aus 8 Bataillonen Infanterie, 8 Eskadronen Kavallerie, nebst 2 Batterien nach Salzburg detachiert werde. Zu eben diesem Befehl wurde noch bemerkt, daß die Hauptbewegung nach Braunau durch vor­zunehmende Scheinanstalten vor dem Feind zu bemänteln wäre. — Nach so gestalteter Bestimmung des FML Jellachich mit seiner Division wurde das 6. Korps um beinahe 10.400 Mann geschwächt. — Den 28. März er­stattete ich Bericht an den E. H. Generaliss. K. H., worin ich vorzüg­lich wegen der Brücken bei Marktei und Burghausen sich zu versichern die Vorstellung machte; was die erhaltenen Nachrichten betrifft, so war es nur die Bestätigung, daß bei Passau an den Verschanzungen mit außerordentlicher Tätigkeit gearbeitet werde und daß in Augsburg, um selbes von der Lechseite in Verteidigungsstand zu setzen, Massena ganze Häuser niederreißen lasse. — Den 3. April erhielt ich mittels Kurier vom E. H. Generaliss. K. H. den Befehl und die Disposition für die Haupt­armee vom 6. bis 8. April, vermög welchem denn entschieden war, den Inn mit der Armee bei Braunau zu passieren und daß die anfänglich in Böhmen aufgestellten Armeekorps 3, 4, 5, nebst dem 1. Reservekorps nach Österreich gezogen wurden.

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