Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)
BENNA, Anna Hedwig: Doppelspionage im Türkenjahr 1683
Doppelspionage im Türkenjahr 1683 7 schon in den Seehzigerjahren Leopolds Interesse25). Seine Schwester Maria Anna, Königin von Spanien, war geneigt, Gerüchten, die davon sprachen, der König von Frankreich trachte dem Kaiser nach dem Leben, sein Gesandter Gremonville habe kaiserliche Bediente bestochen, Glauben zu schenken26), und Leopold selbst schärfte seinen diplomatischen Vertretern in Spanien, wo diese Gerüchte verbreitet wurden, Wachsamkeit ein 27). Noch bevor der Erzbischof von Prag den Kaiser von der Denunziation Brechthals in Kenntnis setzte, hatte dieser von seinem ehemaligen Hofkammerpräsidenten und Geheimen Rat Abele28) ähnliche Mitteilungen erhalten. Brechthal begnügte sich offenbar nicht damit, dem Erzbischof 25) Vgl. Korrespondenz Leopold I. Pötting, Pribram-Landwehr, FRA 11/56, 120, 122 Anm. 1, 138 Anm. 1, 252, 258, 390, 275. 11/57, 74. 26) Vgl. Pribram-Landwehr, FRA 11/57, 348, 349. 27) Ebenda, S. 372, 373, 383, 384. 2S) Christoph Freiherr von Abele (1628—1685) entstammte einer Tiroler Familie. Unter seinen Vorfahren, die von Maximilian I. 1497 ein Wappen erhalten hatten, befand sich ein Mathias Abele, Kammerdiener, Sekretär und Zahlmeister der Erzherzoge Maximilian und Mathias (Allgemeines Verwaltungsarchiv. 1665 November 9. Erhebung des Christoph Abele in den Ritterstand. Supplik). Der 1592 in Kitzbühel geborene Vater, Christoph Abele, kehrte in Ulm 1633 zur katholischen Kirche zurück, wurde Bürger und Buchhalter von Steyr, O.-Ö., nahm am ungarischen Feldzug 1601 und an der Eroberung von Stuhlweißenburg teil. Während der Bauernkriege leistete Christoph A. den geistlichen und weltlichen Grundherrschaften wertvolle Dienste (ebenda, 1647 Juni 12. Adelsstand für Christoph A.). 1653 erhielten seine drei Söhne Christoph, Mathias und Johannes A. eine Adelsbestätigung (ebenda), 1653 Mai 30 eine Wappenbesserung und Christoph A. allein eine Palatinatsverleihung (ebenda). Am 9. November 1665 erfolgte die Erhebung Christoph A. in den Ritterstand mit dem Prädikat edler Herr von Hacking (ebenda), 18. September 1668 die Verleihung des Prädikats von Schillerau, 1673 Oktober 15 die Erhebung in den Freiherrenstand (ebenda). Nach Absolvierung humanistischer, philosophischer und juristischer Studien trat Christoph Abele in den Dienst des Kaisers, wurde zu Kommissionen in und außer Landes verwendet, zu den Landtagen nach Preß- burg in den Jahren 1647—1662, nach Steiermark, Kärnten und Krain 1661 zur Aufbringung von Kontributionen und Anticipationen, 1662 nach Passau zur Bischof swahl, zu den Landtagen nach Prag (1652—57), zum Reichstag nach Regensburg 1652, 1663. Als Sekretär und Referendar der österreichischen Hofkanzlei wurde A. seit 1665 genannt [vgl. Lothar Gross, Der Kampf zwischen Reichskanzlei und österreichischer Hofkanzlei um die Führung der auswärtigen Geschäfte, HVjsth. 22 (1925), 301]. Von 1666 bis 1680 fungierte der innerösteir- reichische Hofsekretär A. auch als Kammerreferent der innerösterreichischen Lande (vgl. Josef Fischer, Die Neueinrichtung des innerösterreichischen Kammerreferates in Wien im Jahre 1665—66, MIÖG Erg. 11, 1920, 642). Abele, der seit 1671 als Protokollführer und Referendar der Geheimen Konferenz diente (Österreichische Zentralverwaltung 1/1, Veröff. K. N. Gesch. Österr. 5, 54), galt als Hauptmitarbeiter des Hofkanzlers Hocher und als Parteigänger Hochers und des kaiserlichen Beichtvaters P. Ph. Miller SJ (O. Redlich, Das Tagebuch Esaias Pufendorfs, schwedischen Residenten am Kaiserhofe von 1671 bis 1674, MIÖG 37, 1917, Krones, ADB 1, 17 f., Gross, HVjsch. 22, 302. Krones, Geschichte Österreichs 3, 567. G. Turba, Reichsgraf Seilern aus Ladenburg am