Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BENNA, Anna Hedwig: Doppelspionage im Türkenjahr 1683

4 Anna Hedwig Benna wißen Herrn Johann Ferdinand von Brechthal* 12 13) des Inhalts, der Schreiber dieser Zeilen hätte durch geheime Korrespondenzen aus Frankreich er­fahren, vier Geheime Bäte und zwei vornehme Kavaliere am Hof, Inhaber großer Ämter, hätten sich in landes- und hochverräterische Bestrebungen eingelassen, Länder und Erbreiche des Kaisers zu verkaufen und ihn selbst und seine beiden Söhne mit Hilfe von Gift, das ihnen aus Frankreich be­schafft werden sollte, zu ermorden. Brechthal machte sich erbötig, dem Erz­bischof weitere Einzelheiten dieses Planes, dessen Ausführung erst in 9—10 Wochen, bis das Gift aus Paris über Holland als Kaufmannsware getarnt seinen Weg an den Kaiserhof nehmen konnte, zu erwarten war, zu offen­baren. Er ziehe es vor, diese Eröffnungen, zu denen ihn seine Praktiken mit den europäischen Höfen und seine Korrespondenzen mit den Agenten frem­der Mächte befähigten, dem Erzbischof mündlich in Prag oder sonst, wo es dem Erzbischof genehm sei, zu machen. Als Gegenleistung verlangte Brechthal vorläufig nur Reisegeld nach Prag, das er umgehend mit der Ein­ladung, sobald wie möglich nach Prag zu kommen, erhielt18). Brechthal wußte die angekündigte Eeise nach Prag mehrmals unter Vorwänden, noch Post aus Paris erwarten zu müssen, ferner der Bote mit dem Gift und dem Geld für die Attentäter sei aufgehalten worden, hinauszuschieben14). Im Oktober entschloß sich der Erzbischof, der sich bisher vergeblich bemüht hatte, Klarheit über Brechthals Eröffnungen zu erhalten, dazu, dem Kaiser von den Eröffnungen des Amsterdamer Agenten Mitteilung zu machen. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen, bediente er sich zur Übermittlung der wenigen in seinem Besitz befindlichen Briefe Brechthals des aus Bur­gund stammenden Jesuiten P. Antidius Dunod15), dessen unwandelbare Friedrichs Bruder Franz Augustin auf das Erzbistum Prag 1668 blieben unerfüllt (vgl. Pribam-Landwehr, FRA 11/56, 330 an. 2). 12) 1683 Juli 20./30., Amsterdam. Johann Ferdinand von Brechthal an Erzbischof von Prag. Abschrift. Präsentationsvermerk aus der Erzbischöf­lichen Kanzlei, 8. August. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Familienakten Kart. 110. 13) 1683 August Uli., Prag. Erzbischof Johann Friedrich von Prag an Herzog Johann Ferdinand von Brechthal. Kopie (ebenda). 14) 1683 August 27., September 28., Amsterdam. Johann Ferdinand von Brech­thal an Erzbischof Johann Friedrich von Prag (ebenda). 15) Ob P. Antidius Dunod SJ mit dem in einem Schreiben Kaiser Leopolds I. an Sinelli (1670 März 11. Edition bei Kirchberger, a. a. O., 39 n. XXXI) genannten P. Juonog (wobei von der Herausgeberin die Richtigkeit dieser Transkripten des Namens bezweifelt wird) identisch ist, dessen Korrespondenz Leopold bei sich in einem Schrank aufbewahrte, ist zweifelhaft, aber immerhin gut möglich. Der genannte, aus Burgund stammende Pater wurde im Februar 1685 zu Fürst Michael Apafy nach Siebenbürgen mit dem Auftrag gesandt, 3 Verträge mit Siebenbürgen zu schließen. Vgl. Johann Duldner, Zur Geschichte des Überganges Siebenbürgens unter die Herrschaft des Hauses Habsburg: das Jahr 1686, Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde NF 27 (1897) 409—10, 412. Druck des von Dunod mit Fürst Michael Apafy geschlossenen Vertrages vom 17. November 1685 bei Roderick Gooss, Österreichische Staatsverträge Fürsten­

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