Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 17/18. (1964/65)

BENNA, Anna Hedwig: Doppelspionage im Türkenjahr 1683

Doppelspionage im Türkenjahr 1683 5 Treue Kaiser Leopold gegenüber ihm bekannt war. Mit der Versicherung bei seinem priesterlichen Wort, nicht mehr über den geplanten Anschlag zu wissen, als in den dem Kaiser übermittelten Korrespondenzen enthalten war, verband der Erzbischof von Prag die Erklärung, nicht ruhen zu wollen und weder Zeit, Geld und Mühe zu sparen, um dieser Sache auf den Grund zu kommen und gegebenenfalls selbst nach Holland zu reisen oder P. Dunod dorthin zu schicken, um mit dem Denunzianten persönlich Fühlung zu nehmen 18). Diese Nachrichten aus Prag schlugen in Linz am kaiserlichen Hoflager nicht wie eine Bombe ein, denn sie waren nicht die ersten Warnungen, daß Gefahr für sein Leben und seine Sicherheit bestand, die Leopold erhielt, Gerüchte um Attentatspläne gegen Leopold waren in den Siebziger- und Achtzigerjahren verschiedentlich im Umlauf. Der Abenteurer Francesco Borri, der seine Auslieferung an die Inquisition verhindern wollte, ein Alchemist und Goldmacher, der mit Leopold und dem unredlichen Hof­kammerpräsidenten Georg Ludwig Graf von Sinzendorf in Verbindung ge­treten war, behauptete 1670, den Kaiser vor dem sicheren Tode durch ver­giftete Kerzen bewahrt zu haben16 17 18). Im Zusammenhang mit einem Besuch des Kaisers auf dem Schloß Pottendorf 1669 bei dem 1671 hingerichteten Grafen Franz von Nádasdy liefen Gerüchte über einen vergifteten Brunnen im Schloß um18). Anzeigen eines gewissen Giovanni Battista Salvioli aus Triest, der behauptete, den Urheber der Vergiftung des Brunnens in der Wiener Hofburg von 1669 zu kennen, erwiesen sich als Verleumdungs­kampagne, die Salvioli auf Betreiben des mit seinem Bruder Ottavio ver­feindeten Ruggiero de Taxis gegen Ottavio in Graz beim Präsidenten der innerösterreichisehen Kammer Grafen Karl Gottfried von Breuner begann. tum Siebenbürgen (1526—1690), Veröff.Kom NG. Öst. 9 (1911) n. 83, 864—68. Zur Mission Dunods nach Siebenbürgen vgl. Franz Krones, Handbuch der Ge­schichte Österreichs 3 (1878) 663. Bittner-Gross, Repertorium der diplomatischen Vertreter 1, 168. Aus diesen Jahren dürfte auch ein undatierter, von der Hand Dunods stammender Entwurf über eine Reform des kaiserlichen Dienstes und ein Schreiben, das die Erhebung Sinellis zum Primas von Ungarn wegen seiner umfassenden Geschäftskenntnisse anregte, stammen (Ungarn Fz. 247). Im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Frankreich Varia Kart. 7 erliegen von Dunod verfaßte „interrogationes particulares formandae domicello ab Ening“. 16) 1683 Oktober 8. Prag. Erzbischof Johann Friedrich von Prag an Kaiser Leopold I. (eigenhändig). Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Familienakten Kart. 110. 17) Vgl. Krones, Geschichte Österreichs 3, 568—69. A. Bauer, Chemie und Alchemie in Österreich bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (1885) 49 f. Die Adelsdokumente österreichischer Alchemisten (1893) S. 28 f. Hermann Schultze, Geschichte der Pharmazie (1904) 56. Heinrich von Srbik, Abenteurer am Hofe Kaiser Leopolds I. Archiv für Kulturgeschichte 8 (1910) 56. Zu den Bemerkungen Leopolds über Francesco Borri vgl. Artur Levinson, Nuntiaturberichte vom Kaiserhofe Lepolds I., AÖG 103 (1913) 562, 653. 18) Oswald Redlich, Weltmacht des Barock. Österreich in der Zeit Kaiser Leopolds I. (1961) S. 201, An. 2.

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