Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)
MARX, Julius: Vormärzliches Schedenwesen
462 Julius Marx vorher schon Bewilligungen erhalten habe30). Der Zensurschef wies ihn diesmal dennoch ab, „als nicht abzusehen ist, wie diese Druckschrift für denselben von Nutzen sein kann.“ Umgekehrt liegt der zweite Fall. Der Mailänder Musikalienhändler Ricordi wünschte eine Erlaubnis zum Bezug der Zeitschrift L’Illustration, journal universell). Graf Spaur, der die Erhebungen gepflogen hatte, wollte ihn abgewiesen wissen, da zwar die Auskünfte nicht ungünstig waren, aber zu besorgen sei, daß er, der ein sehr besuchtes Etablissement führe, seinen Kunden Mitteilungen machen könnte. Sedlnitzky erklärte jedoch, er gestatte ihm den Bezug, da der General-Polizeidirektor den Mann als korrekt bezeichnet habe. Die Nummer 23, die den Anlaß zum Verbot gegeben habe, sei auszuscheiden, dem Bittsteller sei beim Reversausstellen die gemessenste Weisung zu erteilen. Einmalig ist das neuerliche Einschreiten der galizischen Landesstelle für einen abgewiesenen Gesuchsteller, worauf Sedlnitzky nachgab. Graf Dzie- duzycki hatte von einer Pariser Buchhandlung vier Werke bezogen. La Pologne historique und der Atlas von Basemer, Ten mapes of Poland, waren von der Zensurhofstelle sogleich bewilligt, die beiden anderen aber verweigert worden, weil sie der Emigrationspresse entstammend, niemand gegeben werden sollten. Die Landesstelle schilderte ihn nun als unbedenklich, fleißigen Leser und Besitzer einer ausgewählten Privatbibliothek; daraufhin wurden dem Grafen auch Wspommienia Oleszczynskiego und Krónika emi- gracyi zugestanden. Außer den bereits behandelten Ansuchen um Zeitungen oder Zeitschriften finden sich noch ein paar Bewilligungen, die sich auf die verschiedensten Blätter beziehen. Die „Novellenzeitung“ * 32) begehrten der Direktor einer Venediger Asphaltunternehmung, ein Feldkriegssekretär in Brünn und ein pensionierter Feldmarschall-Leutnant in Zara, den „Leuchtthurm“ ein Olmützer Domherr und infulierter Abt33), ein Wiener Privatier wollte die Berliner „Zeitungshalle“ ; zwei polnische Ansuchen um französische Journale zeigen, daß auch auf diesem Gebiet die Polen nach Frankreich blickten: Graf Demblin ersuchte um L’Union monarchique, und Fürst Konstantin Czartoryski um „Constitutionei“ für 1848. Ein evangelischer Pfarrer in Venedig bat um den „Herold“. Dem Ansuchen des Vertreters eines Herrn Buvillier um „Le Courriers Suisse“ 3«) Es waren ihm „Allgem. Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen f. 1847“, Goethes Reineke Fuchs mit Kaulbachs Illustrationen, beide mit erga schedam, sowie das verbotene Werk Ségur, Napoleon und die große Armee im Jahre 1812, zugestanden worden. si) Hingegen wurde sie einem Arzt in Asola verweigert; er galt als nicht vertrauenswürdig. 32) Einige Prager Gesuche um sie wies Sedlnitzky ab, weil weder die persönlichen Eigenschaften noch die soziale Stellung der (ungenannten) Bewerber sie für eine so bedenkliche Druckschrift qualifiziere. 33) Ihm wurden auch Spindlers Werke zugestanden, ebenso dem Hauptkassier der südsteirischen Bahnstrecke. Dagegen wurden sie einem bürgerl. Kleidermacher im Schottenviertel nicht erlaubt, er erhielt nur die Bewilligung für die „Illustr. Jugendzeitung“.