Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 16. (1963)

KANN, Robert A.: Joseph Maria Baernreithers und Graf Ottokar Czernins fragmentarische Darstellung der Sixtus-Affaire. Auf Grund der Aufzeichnungen und Dokumente im Baernreitherschen Nachlaß

J. M. Baernreithers und Graf O. Czernins Darstellung der Sixtus-Affaire 435 2. Welche sind die Garantien, die uns geboten werden, daß bei der Confz. die Integrität der Monarchie (mit den eventuell jetzt beschlos­senen Grenzrectifikationen) bestehen bleiben ? 3. Eine definitive Antwort kann erst nach Beantwortung der vorste­henden 2 Punkte gegeben werden, da Ö.-U. erst dann mit seinen Alber­ten in Besprechungen eintreten kann. 4. Immerhin ist Ö.-U. bereit, die Besprechungen fortzusetzen und nach wie vor geneigt, für einen ehrenvollen Frieden zu (1 W. uni.) und damit auch den Frieden ... 53). Die Prinzen reisten nach Paris zurück. Der K. wollte ursprünglich die ganze Begegnung vor Deutschland geheimhalten. Auf meinen Widerspruch gestattete er mir, den deutschen Reichskanzler zu verständigen, verbot jedoch ausdrücklich, daß der Name der Unterhändler genannt werde. Einer telegraf. Einladung von mir folgend, erschien Herr von Beth(mann) Hollweg in Wien, wo ich denselben in allgemeiner Form über das Vorge­fallene orientierte und ihm mitteilte, daß ich durch kaiserliches Verbot gehindert, nicht in der Lage sei, ihm den Namen der Unterhändler zu nennen. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß der Reichskanzler dieselben erraten hat. Im Mai soll nun der 2. kaiserliche Brief nach Paris gelangt sein, über welchen ich niemals etwas genaues erfahren sollte. March (?) Laurent hat den Berliner „Deutsch-österr. Nachrichten“ vom 15. 8. 1919 zufolge im „Excelsior“ folgendes publiciert: „Aber bereits im Mai überbrachte Prinz Sixtus einen zweiten Brief des K., der sehr optimistisch gehalten war und in dem K. K. schrieb, daß er sich zu den conzilianten Entschließungen (?) der Pariser und Londoner Regierung beglückwünsche. Er sprach diesesmal auch von Italien, indem er versicherte, daß man um dieses nicht besorgt zu sein brauche, nachdem Italien selbst kürzlich beim K. um Frieden angesucht habe. Diese Behaup­tung habe keineswegs der Wahrheit entsprochen. Sonnino, dem sie später mitgeteilt wurde, hat gegen die Verständigung (?) protestiert und sein Ehrenwort gegeben, daß der König niemals darein gewilligt habe, in eine Aussprache mit Ö.-U. einzutreten. Die einzigen Friedenbedingungen, die in Betracht kommen könnten, seien dieselben des Londoner Vertrages; die ganze Angelegenheit sei ein Intrigengewebe von ausgesprochen deutscher Marke. Ribot und Lloyd George wollten zwar die Verantwortung nicht übernehmen, dem K. endgültig abzusagen, denn keine Möglichkeit, in Ehren den Krieg abzukürzen, sollte unausgenützt bleiben, andrerseits woll­ten (?) sie auch nichts ohne die Zustimmung Italiens unternehmen54). Man wollte (?) 55) daher den K. Vict. Em. einladen, die franz. Front zu 53) Nach dem mehrfach veröffentlichten Text dieses Memorandums müßte es hier heißen „allgemeinen Weltfrieden anzubahnen“. 54) Im Manuskript nicht klar, ob es „wollten“ oder „sollten“ heißen soll. 55) Unklar, ob „wollte“ oder „sollte“. 28*

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